Julian Barnes – Vom Ende einer Geschichte
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Teil zwölf meiner 100-Bücher-Liste ist Julian Barnes‘ Vom Ende einer Geschichte. 2011 erschienen ist es das jüngste Werk auf meiner Liste.
Das Buch wurde von der Kritik gefeiert, erhielt den Man Booker Price und wurde bei einer BBC-Umfrage zu einem der 100 bedeutendsten britischen Romane aller Zeiten gewählt.

Vom Ende einer Geschichte ist in zwei Teile unterteilt.
Im ersten Teil blickt der Erzähler, Tony Webster, zurück auf seine Jugend: Seine Clique, seine erste Freundin, Veronica, seine erste Trennung, wie Veronica kurz darauf mit einem Mitglied seiner Clique zusammenkommt und schließlich der Selbstmord genau dieses Freundes.

Teil Zwei spielt im Jetzt. Ein Brief bringt Tony, mittlerweile Pensionär, dazu, sich wieder mit eben diesem Abschnitt seiner Jugend zu beschäftigen. Tony versucht wieder Kontakt zu Veronica aufzunehmen, doch ihre Treffen nehmen einen seltsamen Verlauf. Nach und nach erkennt Tony, dass es bei der Erinnerung an seine Vergangenheit Seiten gibt, die er sich mit Sentimentalitäten schöngeredet, romantisiert oder verdrängt hat. Auf einige dieser schwarzen Flecken wird nun ein neues Licht geworfen und Tony muss sich fragen, ob er nicht vielleicht für einige unangenehme Dinge die Verantwortung trägt.

Von Beginn an werden in Vom Ende einer Geschichte die Themen Erinnerung und (persönliche) Verantwortung aufgenommen.
Im Geschichtsunterricht diskutieren sie die unbeantwortbare Frage, bei wem die Schuld am 1. Weltkrieg liegt. Bei einer Person, bei Gavrilo Princip, oder doch an der vertrackten Gesamtsituation?
In einer anderen Stunde wird die Frage gestellt, was Geschichte ist. Eine der Antworten, die sie ihrem Lehrer geben lautet:

Geschichte ist die Gewissheit, die dort entsteht, wo die Unvollkommenheiten der Erinnerung auf die Unzulänglichkeiten der Dokumentation treffen.

Julian Barnes – Vom Ende einer Geschichte

Ein Satz, der auch auf Vom Ende einer Geschichte passt, denn wie Tony kurz darauf feststellt:

HABEN SIE DAS GENAU SO GESAGT? HÖCHSTWAHRSCHEINLICH NICHT. DENNOCH IST DIES MEINE GENAUESTE ERINNERUNG AN DAS, WAS GESAGT WURDE.

Julian Barnes – Vom Ende einer Geschichte

Allein dass solche Aussagen für sechzehnjährige Jugendliche ungewöhnlich philosophisch wären, zeigt die potentielle Unzuverlässigkeit von Tonys Erinnerung.

Auch wenn Vom Ende einer Geschichte zweifellos ein großartiges Buch ist, muss ich zugeben, dass mich die zweite Hälfte zum Teil etwas gelangweilt hat. Das lag vor allem daran, dass Tony mir etwas zu wehleidig war und vor allem sehr passiv. Selten ergreift er wirklich selbst die Initiative, er ist wie ein Stück Treibholz, das sich von den Kräften um ihn herum treiben lässt und darauf reagiert, was geschieht.

Diese persönliche Antipathie der Hauptfigur gegenüber soll aber nichts daran ändern, dass ich Vom Ende einer Geschichte als lesenswert empfehlen kann.

Der Autor: Julian Barnes

Julian Barnes (*1946) ist ein britischer Autor. Er studierte Jura und Moderne Sprachen, bevor er zunächst als Journalist arbeitete. Seit 1980 veröffentlichte er zahlreiche sehr erfolgreiche Romane.

Sein Buch Vom Ende einer Geschichte wurde zu einem der 100 bedeutendsten britischen Romane gewählt. Häufige Bestandteile seiner Werke sind intertextuelle Verweise, Geschichtsbilder, Liebe, Sein versus Schein oder das Thema Erinnerung.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Der Lärm der Zeit
  • Die einzige Geschichte
  • England, England

Website: www.julianbarnes.com

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Vom Ende einer Geschichte
  • Autor: Julian Barne
  • Originaltitel: The Sense of an Ending
  • Jahr: 2011
  • Verlag: btb
  • Seiten: 182
  • Übersetzerin: Gertraude Krueger
  • Gewicht: 205 g
  • ISBN: 9783442745470

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