Friedrich Dürrenmatt – Der Richter und sein Henker
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Wir sind beim sechsten von hundert Büchern angelangt. Der Richter und sein Henker war leider das erste, das mich nicht begeistern konnte. In diesem Beitrag versuche ich herauszufinden, warum.

Der Inhalt: Eine Leiche am Straßenrand

Ulrich Schmied, Polizeileutnant aus Bern, wird erschossen in seinem Mercedes gefunden. Sein Vorgesetzter, der alte Kommisar Bärlach nimmt die Suche nach dem Mörder auf. Da Bärlach unter gesundheitlichen Problemen leidet (ihm bleibt nur noch ein Jahr zu leben), zieht er den Beamten Tschanz zur Unterstützung bei diesem Fall herbei und überlässt ihm den Hauptteil der Ermittlungen.

Tschanz findet relativ schnell einen Verdächtigen: Den mysteriösen Herrn Gastmann. Doch natürlich muss dem der Mord erst einmal nachgewiesen werden. Am Ende steht ein Gewirr aus Intrigen, das weit in die Vergangenheit zurückreicht.

Er mußte den Tatort erreicht haben. Da löste sich eine dunkle Gestalt von der Felswand und gab deutlich ein Zeichen, der Wagen solle anhalten.

Tschanz stoppte unwillkürlich und öfnete die rechte Wagentüre, obgleich er dies im nächsten Augenblick bereute, denn es durchfuhr ihn die Erkenntnis, daß, was ihm jetzt begegnete, auch Schmied begegnet war, bevor er wenige Atemzüge darauf erschossen wurde.

Friedrich Dürrenmatt – Der Richter und sein Henker

Schwer zugänglich und zum Teil wirr

Der Richter und sein Henker ist ein Buch, mit dem ich leider nicht so recht warm geworden bin. Trotz des geringen Umfangs von gerade mal 120 Seiten bin ich nur relativ langsam vorangekommen. Immer wieder bin ich geistig abgeschweift, oder habe zuvor passiertes vergessen. Ich bekam die Geschichte nicht zu fassen, mir hat der Zugriff gefehlt.

Zumindest das Ende war dann aber zufriedenstellend und hat einiges gerettet. Die Auflösung kam überraschend, war interessant und konnte einiges an Klarheit auf das Vorherige scheinen.

Nun ist die Frage natürlich, warum das so war. Obwohl es schwierig ist, einen Text zu analysieren, von dem man sich wenig merken konnte, will ich es zumindest versuchen. Was war es nun, das für meine Probleme mit der Geschichte gesorgt hat?

Ich vermute, dass einer der Hauptgründe das Erzähltempo war. Ich habe bereits erwähnt, dass Der Richter und sein Henker realtiv kurz ist. Dadurch ist natürlich wenig Platz für Hintergrundinformationen und Details. Zu oft habe ich mich gefragt „Warum gehen sie jetzt da und dort hin?“, oder „Wer war jetzt der nochmal?“ Figuren werden abrupt und mit wenigen Informationen eingeführt, plötzlich steht ein neuer Name im Raum. So wird im dreizehnten Kapitel plötzlich relativ zusammenhanglos „Der Schriftsteller“ verhört, eine Szene, die mir bis jetzt ein Rätsel ist.

Der Richter und sein Henker scheint ein Buch zu sein, das beim zweiten Mal lesen besser ist. Nämlich dann, wenn man Zeit und Muße hat, den Blick auf die eingewebten philosophisch-moralischen Strukturen zu lenken, auf die schriftstellerischen Techniken, sowie auf subtile Anspielungen. Bärlachs Handeln bietet durchaus Anlass, Fragen nach Recht und Gerechtigkeit aufzuwerfen. Dann scheint der Roman tatsächlich das Potential zu haben, das Meisterwerk zu sein, als das ich ihn oft bezeichnet gesehen habe.
Doch das ändert nichts daran, dass sich die Geschichte beim ersten Mal lesen, bei dem es mir vor allem um den Plot geht, für mich unrund und schwer zugänglich angefühlt hat.
Vielleicht tue ich dem guten Friedrich Dürrenmatt auch Unrecht und war einfach nur unkonzentriert und müde. Entscheidet am besten selbst.

Die Ausgabe im Diogenes-Verlag kommt mit einem umfangreichen Anhang, der neben Daten auch Rezensionen zur Erstausgabe, sowie vier Aufsätze/Interpretationen enthält.

Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen.

Friedrich Dürrenmatt – Der Richter und sein Henker

Der Autor: Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) war ein schweizer Autor. Bekannt ist er in erster Linie durch seine Dramen, die heute häufig als Schullektüre gelesen werden. Zu seinem Werk gehören allerdings auch bekannte Prosatexte und mehrere Hörspiele.

Seine Karriere als Schriftsteller begann er nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz des Erfolges seiner Krimis galt sein Hauptfokus immer dem Theater. Häufige Bestandteile seiner Texte sind gesellschaftliche Themen, humoristische Elemente und moralische Fragestellungen.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Der Besuch der alten Dame
  • Die Physiker
  • Der Verdacht

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Der Richter und sein Henker
  • Autor: Friedrich Dürrenmatt
  • Jahr: 1951
  • Verlag: Diogenes
  • Seiten: 182
  • Gewicht: 164 g
  • ISBN: 9783257225358

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