Alexandre Dumas (der Jüngere) – Die Kameliendame
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Eine Romanze? Viele Monate lang blieb Die Kameliendame von Alexandre Dumas aus reiner Skepsis diesem Genre gegenüber auf meinem Ungelesen-Stapel. Nun aber war es so weit und der Roman sollte seine Chance bekommen. Und ich gebe liebend gerne zu, dass er sämtliche Vorbehalte eindrucksvoll widerlegt hat. Die Kameliendame hat es zu Recht zum Klassiker geschafft und ist ein Buch, vor dem man nur den Hut ziehen kann.

Der Inhalt: Marguerite Gautier – eine Blume verblüht

Seit jeher zählen Blumen zu den Geschenken der Marke „das geht immer“ von Männern aller Welt an die Frauen, die ihnen viel bedeuten. Die Lieblingsblumen von Marguerite Gautier sind – wer hätte es gedacht – Kamelien.

Kamelien werden in erster Linie als Zierblumen verwendet und waren besonders im 19. Jahrhundert unter europäischen Adeligen beliebt. Außerdem können sie als Symbol für Tod und Vergänglichkeit stehen, dann nämlich, wenn ihre Blütenblätter einzeln zu Boden fallen.

Weiß man das, hat man bereits eine grobe Vorstellung über das Schicksal Marguerite Gautiers, unserer Kameliendame. Doch der Reihe nach:

Marguerite verzaubert die Männer der Adelskreise von Paris. Ein tatsächlicher Teil dieser Kreise ist sie selbst aber nicht, den Marguerite ist Kurtisane. Eine wunderschöne und teure Vertreterin ihres Berufs, aber eben nur eine Kurtisane.

„Der arme Junge ist in Sie verliebt.“
„Wenn ich alle erhören müßte, die in mich verliebt sind, bliebe mir nicht einmal die Zeit zum Essen.“

Alexandre Dumas – Die Kameliendame

Als der junge Armand Duval ihr begegnet, ist es sofort um ihn geschehen. Die Flamme der Liebe lodert wild in ihm. Direkt daneben brennt die Eifersucht, denn schon alleine ihres Berufs und des Geldes wegen hat die Kurtisane Kontakt zu anderen Männern.

Marguerite weiß, dass sie früher als andere sterben muss, denn sie ist krank. Und weil das so ist, will sie ihre Zeit nutzen und wenn sie schon kürzer leben muss, dann doch bitte umso intensiver.

„Das kommt daher, daß ich mir, weil ich weniger lang leben werde als die anderen, gelobt habe, schneller zu leben.“

Alexandre Dumas – Die Kameliendame

Zu Armands Glück verliebt aber auch Marguerite sich in ihn. Er wird ihr Liebhaber. Und zu Armands Pech ist sein Vater alles andere als begeistert über die Beziehung zwischen beiden, die so sehr über das übliche Verhältnis zwischen Männern und Kurtisanen hinausgeht.

Und hier haben wir nun alle Probleme zusammen, mit denen Marguerite geschlagen ist: Sie ist eine gesellschaftliche Außenseiterin, sie ist krank, ihr Lebensstil ist exorbitant teuer und ihre Beziehung mit Armand ist alles andere als einfach.

Leidenschaft, Eifersucht, gesellschaftliche Nichtakzeptanz, Geldprobleme, Streit in der Familie und natürlich eine ganze Menge Tragik – Dumas serviert uns in der Kameliendame alle Zutaten, mit denen man eine richtig gute Liebesgeschichte nur würzen kann.

Nur Männer haben die Kraft, nicht zu verzeihen.

Alexandre Dumas – Die Kameliendame

Kann man also genauso gut einfach irgendeine x-beliebige Schnulze lesen? Die Antwort ist natürlich ein deutliches Nein, denn kaum jemand erreicht die Meisterschaft, die Dumas erreicht.

Mein Fazit: Dafür, dass es nicht mein Genre ist…

Tragische Liebe – für gewöhnlich so gar nicht mein Thema. Werft mir den Begriff an den Kopf und ich denke als erstes an eine x-beliebige Schnulze. Doch eine solche ist Die Kameliendame auf keinen Fall. Nicht umsonst ist Dumas‘ Roman zum Klassiker geworden.

Der gesellschaftliche Aspekt von damals ist heute natürlich nur noch zum Teil aktuell, Zeiten ändern sich. Doch das Motiv einer Liebe, die sich mit Qual mischt und bis zum Tod reicht ist zeitlos. Und Dumas schafft es, eine Geschichte von einer wahrhaft herausragenden Tragik zu erzählen.

Das ständige Hin und Her, das Wechselbad aus Liebe und Verdammen und dazu dieses kindische „Taktieren“, das jeder närrisch Verliebte kennt und das so oft fatale Folgen hat – kann man eine Liebesgeschichte besser treffen?

Auch der Leser, der – so wie eben ich – im Normalfall eher zu Büchern mit einer anderen Thematik greift, merkt schon nach ein paar Seiten, dass er es hier mit einem wirklich gutem Text zu tun hat. Das Schicksal von Marguerite ist intensiv und man will wissen, wie es mit ihr und Armand zu Ende geht.

Der Autor: Alexandre Dumas der Jüngere

Alexandre Dumas der Jüngere (1886, Öl, Maler: Leon Bonnat)
(gemeinfrei, Quelle: Wikimedia Commons)
Alexandre Dumas der Jüngere (1886, Öl, Maler: Leon Bonnat)
(gemeinfrei, Quelle: Wikimedia Commons)

Alexandre Dumas der Jüngere (1824 – 1895) war ein französischer Autor. Wie schon sein Vater, Alexandre Dumas der Ältere, schaffte er es, als Schriftsteller zum Klassiker zu werden. Sein bekanntestes Werk, Die Kameliendame, wurde die Grundlage für Guiseppe Verdis Oper La traviata.

Anders als sein Vater widmete er sich hauptsächlich dem Schreiben von Dramen statt Romanen. Häufige Bestandteile seiner Werke sind gesellschaftliche Themen wie die Unterschicht oder die Stellung der Frau.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Antonine

  • Die polnische Gräfin
  • Diane de Lys

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die Kameliendame
  • Autor: Alexandre Dumas der Jüngere
  • Originaltitel: La Dame aux camelias
  • Jahr: 1889
  • Verlag: insel
  • Seiten: 248
  • Übersetzerin: Andrea Spingler
  • Gewicht: 268 g
  • ISBN: 9783458359678

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