Alexandre Dumas – Kapitän Pamphile (illustrierte Ausgabe)
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Beim Namen Alexandre Dumas hat man zuerst Die drei Musketiere oder den Graf von Monte Christo im Kopf. Kapitän Pamhile dagegen kennen wohl nur Experten. Der Roman ist einer der vielen eher wenig bekannten aus dem riesigen Werk des Franzosen. Auch ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Doch illustrierte und hochwertig gebundene Ausgaben stelle ich mir immer gerne ins Regal, deshalb habe ich mich von Kapitän Pamphile überraschen lassen. Bekommen habe ich eine Geschichte, die in ihren besten Momenten herrlich komisch war, an einigen anderen aber auch ziemlich wirr.

Der Inhalt: Lebende Legende oder Lügenbaron?

Die Geschichte beginnt damit, dass unser Erzähler in einem Pariser Laden eine Schildkröte vor einem Schicksal als Turtle-Soup-Zutat rettet. Doch weil er bald auch nicht genau weiß, was er mit dem Tier anfangen soll, schenkt er es dem Maler Decamps. Die Schildkröte ist bei weitem nicht dessen erstes Tier, er besitzt schon so einige andere, unter anderem den Affen Jacques I. und den Bären Tom. Viele davon hat er von einem guten Bekannten, Kapitän Pamphile geschenkt bekommen. Pamphile hat sie während seiner vielen Fahrten nach und nach aufgelesen.

Wo Decamps nun schon diesen illustren Kapitän zur Bekanntschaft hat, nutzt er das natürlich aus. Wann immer er eine gute Geschichte erzählen möchte, sind die Reisen von Kapitän Pamphile ein willkommener Anlass. Denn der Seemann hat so allerhand erlebt.

Alexandre Dumas - Kapitän Pamphile - Illustration 1

Wenn wir diese Geschichten so hören, dann wird uns schnell eines klar: Entweder wir haben es hier mit einer echten Legende zu tun, oder mit einem Käpt’n Blaubär.

Pamphile ist den Geschichten nach nämlich ein waher Superheld. Nicht nur, dass er herausragende körperliche Leistungen vollbringt, er ist auch noch ein gewiefter Geschäftsmann. Seine Spürnase bringt ihm abertausende Francs ein. Afrikanische Stämme, amerikanische Ureinwohner, eine meuternde Besatzung – nichts kann ihn aufhalten und am Ende steht er als Millionär da.

Die Episoden aus Kapitän Pamphiles Leben sind Seemannsgarn in Reinform.

Kapitän Pamphile schwamm wie sein Seehund; gleichwohl war er nach Ablauf von vier oder fünf Stunden dieser Übung allmählich ein wenig Müde; im übrigen bedeckte sich der Himmel, und das Leichtzeichen, das seine Bahn geleitet hatte, war verschwunden; darum dachte er, er tue nicht schlecht daran, sich ein wenig auszuruhen; folglich stellte er das Seitenschwimmen ein und begann, sich wie ein Brett treiben zu lassen.

Alexandre Dumas – Kapitän Pamphile
Alexandre Dumas - Kapitän Pamphile - Illustration 2

Mein Fazit: Amüsant aber wirr

Wer die ersten beiden Seiten von Kapitän Pamphile liest, der kann nicht anders, als weiterzulesen. Der Gag auf den ersten zwei Seiten ist viel zu gut, um das Buch wegzulegen – genau davon wollte ich mehr. Was darauf folgte, war allerdings ziemlich wechselhaft.

Die Teile des Romans mit der Geschichte unsere Kapitäns sind bestes Seemannsgarn. Er gerät an allen Ecken und Enden der Welt in allerlei potentiell gefährliche Situationen, aus denen er sich jedoch stets souverän befreit, weil er als „larger than life character“ beinahe eine Art Superheld ist. Unser Erzähler gibt uns sämtliche Übertreibungen, die wir uns wünschen können. Ein wenig erinnert mich das an Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär. Diese Parts waren beste Unterhaltung und es hat Spaß gemacht, sie zu lesen.

Anmerken muss man wohl, dass wir als moderne Leser bei bestimmten Teilen des Romans definitiv eine Augenbraue heben – etwa als der Kapitän Sklaven verkauft oder bei seinen Begegnungen mit Eingeborenen.

Kapitän Pamphile kletterte von seiner Hängematte, schnappte sich ein Fernrohr und stieg, ohne sich Zeit zu nehmen, die Hose anziehen, an Deck. Diese lediglich mythologische Erscheinung hätte vielleicht an Bord eines gewöhnlichen Schiffes, als die „Roxelane“ es war, einen unschicklichen Eindruck erweckt; doch zur Schande der Besatzung muß man gestehen, daß nicht eines ihrer Mitglieder diesem beachtlichen Verstoß gegen die Regeln des Anstandes auch nur die geringste Aufmerksamkeit zollte, so sehr war man die Absonderlichkeiten des Kapitäns gewohnt.

Alexandre Dumas – Kapitän Pamphile

Problematisch dagegen war der zweite Handlungsstrang. Der Sinn und Zweck von diesem ist mir bis jetzt nicht klar. Irgendetwas mit Tieren, von denen ein jedes einen menschlichen Namen trägt und letzten Endes auf irgendeine Weise stirbt – so viel ist mir noch in Erinnerung geblieben.

Die inhärente Logik von diesem Handlungsstrang und wieso beide Stränge für den Roman nötig sein sollen, war mir aber schon beim Lesen nicht klar und ist es bis jetzt nicht. Würde man Kapitän Pamphile auf die Geschichte des Kapitäns eindampfen, wäre ich in diesem Fall nicht einmal böse. Das Buch würde profitieren.

Was die Illustrationen von Dorothea Huber angeht, bin ich mir unsicher, was ich davon halten soll. Einerseits gefallen sie mir nicht wirklich und ich halte sie für Gekrakel im Stil eines Grundschülers. Andererseits sehe ich, wie genau dieses Gekrakel zu der Phantasterei passt, die wir vor uns liegen haben. Urteilt selbst.

Alexandre Dumas - Kapitän Pamphile - Illustration 3

Der Autor: Alexandre Dumas der Ältere

Alexandre Dumas der Ältere
(© public domain)

Alexandre Dumas (1802 – 1870) war ein französischer Autor. Auch wenn er keine besondere Schulbildung besaß, entdeckte er früh sein Talent als Schriftsteller. Bekannt wurde er zunächst mit Dramen, bevor er sich auf das Schreiben von Romanen verlegte.

Dumas schrieb nicht alleine, vielmehr produzierte er seine Bücher mit einigen Angestellten in Serienproduktion. Obwohl das Geschäft gut lief, hatte er durch andere Aktivitäten immer wieder Probleme mit Schulden. Häufige Elemente seiner Werke sind pseudohistorische Figuren, die zusammen mit tatsächlich historischen Figuren Abenteuer erleben.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Der Graf von Monte Christo
  • Die Bartholomäusnacht

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Kapitän Pamphile
  • Autor: Alexandre Dumas (der Ältere)
  • Originaltitel: Le Capitaine Pamphile
  • Jahr: 1839
  • Verlag: Büchergilde Gutenberg
  • Seiten: 270
  • Übersetzer: Jörg Trobitius
  • Illustratorin: Dorothea Huber
  • Gewicht: 578 g
  • ISBN: 9783763259403

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