Daniel Kehlmann – Die Vermessung der Welt
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Die Vermessung der Welt ist eines der meistbeachteten deutschen Bücher der letzten Jahre. Ein unterhaltsamer Roman über das Leben und die Sorgen zweier Genies. 

Inhalt: Das Leben zweier Genies

Die Vermessung der Welt verwebt die Biografie zweier Wissenschaftler, die sich ganz unterschiedlich mit der Erforschung der Erde und des Universums beschäftigen.

Alexander von Humboldt, „der zweite Kolumbus“, reist durch Südamerika, um das Land und die Natur zu erforschen.
Carl Friedrich Gauß, „der Fürst der Mathematiker“ erforscht die Welt dagegen nicht durch Reisen, sondern von seinem Schreibtisch aus. Er ist Mathematiker und Astronom.

Beide erlangen durch ihre Forschung großen Ruhm, sind aber durch ihren Fokus auf die Wissenschaft im Privaten für ihre Umwelt nicht immer einfach zu ertragen.

Bartels stieß Gauß an.

Der stand auf, schluckte und sagte, er habe nicht erwartet, daß er etwas wie Glück finden würde, und im Grunde glaube er auch jetzt nicht daran. Es komme ihm wie ein Rechenfehler vor, ein Irrtum, von dem er nur hoffe, keiner werde ihn aufdecken. Er nahm wieder Platz und wunderte sich über die fassungslosen Blicke. Leise fragte er Johanna, ob er etwas Falsches gesagt habe.

Aber woher denn, antwortete sie. Genau diese Rede habe sie sich immer für ihre Hochzeit erträumt.

Daniel Kehlmann – Die Vermessung der Welt

Meinung: Der Ton ist das Besondere

Ich muss noch einmal festhalten, dass es sich bei diesem Buch um keine faktentreue Biografie im eigentlichen Sinn handelt. Und ja, es gibt Menschen, denen das nicht bewusst ist. Ich habe mir einige Rezensionen des Buches angeschaut und es war sehr amüsant, wie vor allem Leute, die sich selbst als Naturwissenschaftler bezeichnen, ganz entsetzt darüber waren, dass sie es hier mit einem Stück fiktiver Literatur zu tun haben. Beispielsweise ein Physiker, der sich über die Abwesenheit von Anführungszeichen wundert, dabei aber wohl übersehen hat, dass die Dialoge im Buch durchgehend in indirekter Rede gehalten sind.

Diese indirekte Rede ist eine der Besonderheiten des Sprachstils von Die Vermessung der Welt. Durch sie entsteht die charakteristische Distanz zwischen Erzähler und den Hauptfiguren, die es dem Erzähler erlaubt, das Leben jener Figuren mit einem ironisch-humorvollen Unterton zu schildern. Der Stil ist niveauvoll, ohne dabei komplex zu werden. Durch die Distanz des Erzählers kann der in diesem Buch sehr spezielle Charakter beider Wissenschaftler hervorgehoben werden.

Es ist vor allem die Art des Erzählens, die das Buch unterhaltsam macht und vorantreibt. Denn die klassische Klimax einer Abenteuergeschichte wird man vergeblich suchen. Gauß und Humboldt sind so auf ihre Forschung versteift, dass ihre Pedanterie in sozialen Situationen zu mehrfachem Anecken führt und so zu Unterhaltung für den Leser.

Beide Wissenschaftler haben zwei ganz unterschiedliche Methoden, die Welt zu vermessen. Humboldt schlägt sich durch den südamerikanischen Dschungel, begegnet fremden Völkern, entdeckt neue Tierarten und vermisst Gegenden, in denen noch nie zuvor ein Forschungsreisender gewesen ist.
Gauß dagegen arbeitet bevorzugt in seinem Arbeitszimmer. Seine Art, die Welt zu vermessen und zu verstehen, sind Mathematik und Astronomie.

Trotz dieser unterschiedlichen Arbeitsweise vereint beide, dass sie für ihre Wissenschaft leben. Humboldt mag mehr herumgekommen sein, doch ich finde es lässt sich darüber streiten, wer von beiden am Ende mehr von der Welt erforscht hat.

Der Autor: Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmann (*1975) ist ein deutsch-österreichischer Schriftsteller. 1997 veröffentlichte er im Alter von 22 seinen ersten Roman Beerholms Vorlesung. Sein Buch Die Vermessung der Welt gehört zu den erfolgreichsten Büchern der jüngeren deutschen Literaturgeschichte.

Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Häufige Themen seiner Werke sind das Verhältnis von Sein und Schein, oder das Verwischen der Grenze von Realität und Fiktion.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die Vermessung der Welt
  • Autor: Daniel Kehlmann
  • Jahr: 2005
  • Verlag: Verlag
  • Seiten: 302
  • Gewicht: 249 g
  • ISBN: 9783499241000

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