Gaito Gasdanow – Das Phantom des Alexander Wolf
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Warum ist Gaito Gasdanow ein so unbekannter Name? Zum Teil liegt die Antwort mit Sicherheit in seiner Biografie. Der Russe schrieb im Exil in Paris und München in seiner Muttersprache. In seiner Heimat wurden seine Texte erst nach dem Ende der Sowjetunion veröffentlicht. Sein Publikum war also stark eingeschränkt. Auch Übersetzungen gab es bis vor wenigen Jahren kaum. Dabei hätte er, das kann ich nach diesem Buch sagen, Aufmerksamkeit auf jeden Fall verdient, denn Gasdanows Sprache ist eine Melodie und entfesselt eine Sogwirkung, die den Leser unweigerlich in ihren Bann zieht.

Der Inhalt: Er sucht den Einzigen, den er je erschossen hat

Von allen seinen Erinnerungen plagt den Erzähler am meisten jene an den einzigen Mord, den er je begangen hat. Es war im russischen Bürgerkrieg, als er auf einen fremden Reiter schoss. Ein tödlicher Schuss, wie er meint.

Jahre später fällt ihm, mittlerweile ein Journalist in Paris, ein englisches Buch in die Hände. Der Autor nennt sich Alexander Wolf. Die Erzählung mit dem Titel „Abenteuer in der Steppe“ schockiert unseren Protagnisten. Sie handelt von genau dieser Episode seiner Jugend. Alexander Wolf beschreibt, wie er in der russischen Steppe angeschossen wurde. Der Erzähler muss den Autor kennenlernen.

Versuche zur Kontaktaufnahme enden ohne Ergebnis. Also führt der Erzähler sein Leben in Paris und seine Arbeit als Journalist fort. Durch Zufall aber trifft er auf einen Bekannten, der Alexander Wolf tatsächlich kennt. Das Phantom wird konkreter, doch zu einer Begegnung kommt es weiterhin nicht.

Als der Reporter von einem Boxkampf berichtet, trifft er Jelena. Die Schönheit wird von etwas Rätselhaften umgeben, das anziehend auf ihn wirkt. Sie wird zu seiner Geliebten. Als sie ihm wieder einmal von einem ihrer Verflossenen erzählt, wird klar, dass es Alexander Wolf ist. Wieder ist dieses unsichtbare Phantom Teil des Lebens unseres Erzählers.

Gibt es weitere Gemeinsamkeiten? Was noch verbindet ihn mit diesem Autor? Kommt es doch irgendwann zum Showdown?

Mir blieben fast keine Zweifel, dass der Verfasser der Erzählung jener bleiche Unbekannte war, auf den ich damals geschossen hatte.

Gaito Gasdanow – Das Phantom des Alexander Wolf

Meine Meinung zu Das Phantom des Alexander Wolf

Das Phantom des Alexander Wolf zählt für mich zu den Büchern, bei denen man am Ende Schwierigkeiten hat, den einen Handlungsfaden nacherzählen zu können. Der Roman ist eine Momentaufnahme aus dem Leben der Protagonisten. Er baut keine Geschichte, er baut eine Atmosphäre.

Diese Atmosphäre wirkt wie ein Sog. Ich bin beim Lesen geradezu durch die Seiten geflogen. Es gibt kaum welche von jenen Stellen, die sich dazu anbieten, das Buch zuzuklappen und am nächsten Tag weiterzulesen. Gasdanows Stil hat eine Melodie, die bis zum Ende trägt. Dadurch ist der Roman ein kurzweiliger Zeitvertreib, aber dennoch ist es schade, dass die Erinnerung daran am Ende so schnell verfliegt.

Wie immer, wenn in meinem Leben etwas Neues vor mir auftauchte, konnte ich auch diesmal nicht sagen, was diesem Neuen zur Existenz verholfen hatte. Dachte ich darüber nach, worin eigentlich Jelena Nikolajewnas für mich unwiderstehliche Anziehungskraft bestand, fand ich keine Antwort.

Gaito Gasdanow – Das Phantom des Alexander Wolf

Der Autor: Gaito Gasdanow

Gaito Gasdanow (1903 – 1971) war ein russischer Autor. Im russischen Bürgerkrieg stand er ab 1919 auf Seite der „Weißen“, die den Krieg verloren. In Folge gelangte er als Emigrant nach Paris. Dort publizierte er Ende der 20er regelmäßig in russischen Zeitungen.

Auch nach dem zweiten Weltkrieg war er als Journalist tätig, später bei einem russischen Radiosender in München. Er veröffentlichte 9 Romane und mehrere Erzählungen. In seiner russischen Heimat konnte er aber erst nach Ende der Sowjetunion publiziert werden. Häufige Bestandteile seiner Werke sind das Leben russischer Exilanten in Paris oder existentielle Fragen nach Leben, Tod und Vergänglichkeit.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Die Rückkehr des Buddha

  • Nächtliche Wege
  • Ein Abend bei Claire

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Das Phantom des Alexander Wolf
  • Autor: Gaito Gasdanow
  • Originaltitel: Prizrak Aleksandra Vol’fa
  • Jahr: 1948
  • Verlag: Verlag
  • Seiten: 192
  • Übersetzerin: Rosemarie Tietze
  • Gewicht: 297 g
  • ISBN: 9783446238534

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