H. G. Wells – Die Zeitmaschine
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Herbert George Wells‘ Roman Die Zeitmaschine gehört wie auch schon Der Krieg der Welten zu den absoluten Klassikern der Science-Fiction Literatur. Auch wenn die Idee einer Zeitreise mit Sicherheit nicht erst von ihm gedacht wurde, hat Wells mit seinem Roman viele Geschichten beeinflusst. Grund genug, Die Zeitmaschine zu lesen.
Am Ende steht ein leider leicht negatives Fazit.

Die Zeitmaschine beginnt mit einer Erklärung. Der spätere Hauptprotagonist, der keinen Namen hat und nur „Der Zeitreisende“ genannt wird, erklärt einigen Freunden, dass jeder Körper neben Breite, Höhe und Tiefe auch eine vierte Dimension hat: Dauer.
Diese Feststellung hat es ihm ermöglicht, in seiner Werkstatt eine Maschine zu konstruieren, mit der man durch die Zeit reisen kann, so wie man eben auch durch den Raum reisen kann.

Als echter Innovator testet er seine Maschine natürlich im Selbstversuch, so waghalsig das auch sein mag. Gebeutelt kehrt er von der ersten längeren Reise mit seiner Zeitmaschine zurück, von der er nun den staunenden Anwesenden erzählt.

Seine Reise führte den Zeitreisenden bis in das Jahr 802 701. Keine halben Sachen also. Dort angekommen stellt er fest, dass die Entwicklung der Menschheit seltsame Bahnen angenommen hat.

Die Menschen der Zukunft

Er trifft auf zwei komplett verschiedene Arten von Menschen: Die Eloi und die Morlocks. Richtig verständigen kann er sich mit niemandem, denn natürlich ist auch die Sprache eine komplett andere geworden.
Die Eloi leben an der Oberfläche, sie verhalten sich wie Kinder und sind vor allem vollkommen verweichlicht und wirken naiv. Der Zeitreisende stellt sich zunächst sogar die Frage, ob diese schwächlichen Kreaturen schwachsinnig seien.

Im nächsten Augenblick standen wir uns gegenüber – ich und dieses zierliche Ding aus der Zukunft.

Herbert George Wells – Die Zeitmaschine

Die zweite Menschenart, auf die der Zeitreisende trifft, ist weniger zart und anmutig. Bleiche Kreaturen mit großen Köpfen, die anders als die Eloi unter der Erde wohnen: Die Morlocks.

Der Reisende mutmaßt, dass sich die Menschheit im Lauf der Jahrhunderte in diese zwei Rassen geteilt haben muss. Arbeiterklasse und upper class haben sich von den Unterschieden des 19. Jahrhunderts nach und nach in zwei Extreme entwickelt, aus ihnen wurden eben jene Eloi und Morlocks. Die Eloi, die wie die weiche upper class naiv und weich, dafür auf der Sonnenseite leben und die Morlocks, die wie die Arbeiterklasse im Finsteren und im Dreck ein hartes Leben führen.
Nach dieser Entdeckung versucht der Zeitreisende herauszufinden, in welcher Beziehung beide Rassen zueinander stehen. Irgendwann erkennt er, dass die Morlocks zu Menschenfressern geworden sein müssen und die wehrlosen Eloi ihre Nahrung sind. Auch er selbst schwebt in Gefahr.

Spätestens jetzt heißt es für den Zeitreisenden, wieder in seine eigene Zeit zu entkommen. Doch dafür muss er zunächst seine Zeitmaschine wiederfinden, denn irgendjemand hat sie an einen anderen Ort gebracht.

Einschätzung: Spannender Grundgedanke, aber deutliche Schwächen

Die Geschichte um den Reisenden und die Zeitmaschine ist mit knapp 128 Seiten relativ kurz.
Es ist durchaus interessant, wie der Zeitreisende versucht, sich in der unerwarteten und ungewohnten Umgebung des Jahres 802 701 zurechtzufinden. Er ist wie ein Entdecker, der ein neues Land betritt: Die Architektur ist seltsam, Industrie und Maschinen scheinen komplett zu fehlen, dies alles wirkt auf ihn anfangs noch paradiesisch.
Doch nach und nach muss er seine Annahmen und Schlussfolgerungen korrigieren und der Glaube an das Paradies schwindet. Die Zukunft wird zum Alptraum, die Illusion von einer garantierten Entwicklung des menschlichen Lebens hin zum Guten verschwindet.

An vielen Stellen wirkt die Geschichte jedoch überhastet und sehr sprunghaft. Oft fehlen Details und genauere Ausarbeitungen, was das Geschehen und die Umstände teils schwer nachvollziehbar und uninteressant macht.

Dessen war sich auch H. G. Wells selbst bewusst. Im Anhang findet sich ein Vorwort, dass er 1931, 36 Jahre später, für eine Neuausgabe von Die Zeitmaschine schrieb. Dort gibt er zu, dass der Text „offensichtlich das Werk eines unerfahrenen Autors“ war, er selbst kritisiert im Nachhinein, dass der erste Teil der Geschichte um einiges detaillierter als die zweite Hälfte ist, die er (aus Geldnot) zu eilig verfasst hatte.
Ein ungelenkes Jugendwerk also, das aus literarischer Sicht deutliche Schwächen hat, aber nichtsdestotrotz ein Klassiker der frühen Science-Fiction Literatur und zur Inspiration für viele andere Autoren geworden ist.

Erst hatte ich Jahre des Studiums und mühevoller Arbeit damit verbracht, einen Weg in die Zukunft zu finden, und jetzt dachte ich panisch darüber nach, wie ich wieder ein mein Jahrhundert zurückkehren könnte.

H. G. Wells – Die Zeitmaschine

Der Autor: Herbert George Wells

H. G. Wells © Archiv Diogenes Verlag
H. G. Wells © Archiv Diogenes Verlag

Herbert George Wells (1866 – 1946) war ein britischer Autor. Er studierte mehrere naturwissenschaftliche Fächer, unter anderem Biologie, was sich in seinem Werk widerspiegelt. Ab 1893 widmete er sich verstärkt dem Schreiben und wurde durch frühe Erfolge ermutigt.

Er ist vor allem als Pionier des Science-Fiction-Genres bekannt. Er schrieb allerdings auch viele realistische Romane und Sachbücher, die hierzulande relativ unbekannt sind. Häufige Themen seiner Werke sind die Wissenschaften oder die technische Entwicklung, seine späteren Werke dagegen sind stark von politischen Ideen geprägt.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die Zeitmaschine
  • Autor: H. G. Wells
  • Originaltitel: The Time Machine
  • Jahr: 1895
  • Verlag: dtv
  • Seiten: 190
  • Übersetzer: Lutz-W. Wolff
  • Gewicht: 111 g
  • ISBN: 9783423145466

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Die Ausgabe bei dtv bietet (wie eigentlich immer) eine sehr angenehm lesbare Neuübersetzung und im Anhang interessante Anmerkungen, Erläuterungen und Hintergründe.

Kommentare

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  1. Lieber Flo,

    von „Die Zeitmaschine“ habe ich den Comic gelesen und den fand ich sehr gelungen. Ich fand auch, dass die zwei verschiedenen Menschen etwas stereotyp ausgestaltet waren und es der Story an Tiefgang gefehlt hat. Aber im Comic wird das durch die schönen Zeichnungen wieder wett gemacht.

    Eine schöne Rezension auf jeden Fall!!

    Herzliche Grüße
    Tobi

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