Jack London – Wolfsblut
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Ruf der Wildnis reverse?

Wolfsblut ist ein weiterer „typischer Jack London“. Der Roman ist das Gegenstück zu Ruf der Wildnis. In Wolfsblut lernt ein Wolf zuerst Brutalität und Überlebenskampf in der Natur kennen und danach das Leben nach den Regeln menschlicher Gesellschaft.

Die Zähmung des Biests

Wolfsblut erzählt die Geschichte des jungen Wolfes White Fang aus dessen Perspektive.

In der Nordamerikanischen Wildnis ist White Fang das einzige Junge aus dem Wurf seiner Mutter Kiche, das den harten Winter überlebt. Kiche ist zur Hälfte Hündin, ansonsten trägt White Fang das Erbe wilder Wölfe in sich. White Fang wächst unter harten Umständen auf, muss oft Hunger leiden. In diesem Umfeld entwickelt er sich, entdeckt seine wölfischen Anlagen und lernt die Gesetze der Natur kennen: Fressen oder gefressen werden.

Sein Erregungsgrad ließ ihn zittern. Das ganze Kämpferblut seines Stammes pulsierte in ihm. Das war das Leben, obwohl er das nicht wusste. Er verwirklichte sich in der Welt; er tat das, wozu er geschaffen war: Er tötete Fleisch und kämpfte, um es zu töten. Er rechtfertigte damit sein Dasein; denn das Leben kann nichts Größeres tun, als mit höchster Anstrengung danach zu streben, wozu es bestimmt ist.

Jack London – Wolfsblut

Im Lauf der Geschichte gelangt White Fang in den Besitz von Menschen, seltsamen Wesen, die für ihn mächtige Götter sind. Hier trifft seine natürliche Veranlagung auf die Gesetze der Gesellschaft. White Fang passt sich immer mehr an und lernt, wie er sich zu verhalten hat. Nach und nach legt er immer weitere Teile seiner Natur ab.

Natur gegen Kultur

Der Gegensatz von Natur und Gesellschaft ist ein Element, das im Werk Jack Londons immer wieder auftaucht. White Fang macht in Wolfsblut die genau gegensätzliche Entwicklung durch, die der Hund Buck in Ruf der Wildnis durchmacht. Die Umwelt seiner frühen Jahre hat White Fang geprägt und hart werden lassen. Sein Leben war ein Überlebenskampf, der die Schwachen bestrafte; in seiner brutalen Welt gab es keine Liebe und kein Mitleid. Erst spät begegnen ihm diese Dinge und er muss lernen, sie zu begreifen, und sie zuzulassen. White Fang muss Treue, Liebe und Moral lernen und seine Wildheit in der Gesellschaft bremsen. Die großen Themen von Wolfsblut sind der Daseinskampf und das Verhältnis von Natur und Zivilisation.

Die Gefangenschaft hatte ihn weich gemacht. Keine Verantwortung tragen zu müssen, hatte ihn weich gemacht. Er hatte vergessen, wie man für sich selbst sorgte.

Jack London – Wolfsblut

Jack Londons Protagonisten sind immer dann glücklich, wenn sie tätig sind, und wenn im Einklang mit ihrer Natur und ihren Instinkten sind. Denn dann fühlen sie sich lebendig. Das entspricht – stark vereinfacht – Jack Londons Philosophie eines guten Lebens: in Einklang mit der inneren Natur tätig sein.

Die Sprache, mit der Jack London diese Parts schildert, ist mitreissend und direkt. Wir erleben Leid, Staunen und Freude White Fangs. Die harte Realität von Fressen und Gefressen werden wird nie beschönigt oder umschrieben, sondern immer ungetrübt und wenn nötig in ihrer Brutalität kalt und ehrlich dargestellt. Diese faszinierende Direktheit ist eines der Elemente, die mir in den Romanen Jack Londons immer besonders gefallen.
Lutz-W. Wolff ist auch bei diesem Roman wieder eine hervorragende und sehr zugängliche Übersetzung gelungen, die die fesselnde Wucht und Klarheit von Jack Londons Sprache ins Deutsche transportiert.

Wolfsblut ist eine spannende Abenteuergeschichte, für die ich eine klare Leseempfehlung geben kann.

Das Leben lebte vom Leben.
Und das Gesetz lautete:
FRESSEN ODER GEFRESSEN WERDEN.

Jack London – Wolfsblut

Der Autor: Jack London

Porträt von Jack London (gemeinfrei, Quelle: Wikimedia)
Jack London (Quelle: Wikimedia, gemeinfrei)

Jack London (1876 – 1916) gehört zu den meistgelesenen amerikanischen Autoren aller Zeiten. Seine Biografie ist faszinierend. Mehrere Jahre lang arbeitete er in körperlich extrem belastenden Jobs, unter anderem in Fabriken, auf See oder als Goldsucher.

Mit dem erklärten Ziel, als Autor Geld zu verdienen, brachte er sich als Autodidakt im Eigenstudium selbst bei, gut verkäufliche Texte zu schreiben. Er machte es sich zur Regel, jeden Tag 1000 Wörter zu schreiben, was zu über 50 Büchern führte. Häufige Themen seiner Werke sind die Evolutionstheorie, Nietzsche, Sozialismus, die Suche nach dem „richtigen“ Leben und seine Faszination für die Natur.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Wolfsblut
  • Autor: Jack London
  • Originaltitel: White Fang
  • Jahr: 1906
  • Verlag: dtv
  • Seiten: 301
  • Übersetzer: Lutz-W. Wolff
  • Gewicht: 302 g
  • ISBN: 9783423142397

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