Nutzung von Medien in Deutschland 2019 – Worauf sollte die Buchbranche achten?
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In der letzten Woche bin ich auf zwei interessante Studien zum Thema Nutzung von Medien in Deutschland gestoßen. Die Studie „ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends“ hat den Konsum unterschiedlicher Medienformate in Deutschland untersucht. Der „Online-Audio-Monitor“ hat speziell die Online-Nutzung von Audioformaten ins Visier genommen. Ich will sie hier kurz vorstellen.

Was fällt auf und welche Ergebnisse sind speziell für die Buchbranche interessant?

Studie 1: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends

Die ARD/ZDF-Studie hat allgemein die Nutzung von Medien in verschiedenen Formaten untersuch. Sie zeigt ein wenig überraschendes Ergebnis: Streaming hat bei unter 30-jährigen klassische Formate wie Fernsehen oder Radio klar überholt. Ob es dafür eine teure Studie gebraucht hätte, sei dahingestellt. Nur Personen, die absolut gar keinen Kontakt zu Menschen unter 30 haben, werden davon erstaunt sein.

Für mich heißt die Abkehr von klassischem Fernsehen und Radio hin zu Streaming eines: Belangloses Gedudel und redaktionell zerhackstückelte Beiträge sind weniger gefragt. Die Menschen sind bereit, auch längere Formate (z.B. Serien mit 8 Staffeln) zu konsumieren und suchen ihren Konsum gezielter aus.
Und vor allem: Sie haben Interesse an gut erzählten Stories.

Was Hörbücher angeht, hört der Durchschnittsdeutsche laut Studie ganze 2 Minuten am Tag. In der Altersgruppe 14-29 sind es immerhin 3. Aber gut, es ist nur ein Durchschnittswert, der durch die vielen Nichthörer nach unten gezogen wird.

Nutzung von Audio-Inhalten 2019

Interessant wird es, wenn man die Textmedien in den Fokus nimmt. Generell konsumieren die 14- bis 29-Jährigen mehr Content in Textform als die Gesamtbevölkerung. Den Großteil davon machen digitale Texte aus.
Wie ist die Situation bei Büchern? Hier haben wir 14 Minuten täglichen Konsum in der Gesamtbevölkerung, 13 Minuten bei der jungen Zielgruppe.

Das klingt zunächst nach wenig, sind aber meiner Meinung nach positive Zahlen für den Buchhandel. Sie zeigen zwei Dinge: Zum einen wird durchaus einiges gelesen. Zwar nicht unbedingt Bücher, aber immerhin. Zum anderen sieht man, dass es bei Buchlesern kein Nachwuchsproblem gibt. Die eine Minute Unterschied lässt sich auch durch andere Faktoren, z.B. Zeitmangel erklären. Fehlendes Interesse am Buch erkenne ich hier nicht. Fürchten müssen sich die Zeitungen.

Die komplette Studie gibt es unter diesem Link.

Studie 2: Online-Audio-Monitor 2019 – Hörbücher auf dem Vormarsch?

Auch in dieser Studie gibt es gute Nachrichten für die Verlage. 20,4% aller Nutzer von Online-Audiocontent in Deutschland konsumieren Hörbücher. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Anzahl gestiegen. Und wohlgemerkt geht es dabei nur um Streaming. Das klassische Hörbuch auf CD ist hier gar nicht dabei.

Hörbücher werden also immer mehr zum normalen Alltag. Sie halten also mit der Entwicklung von Streaming allgemein mit.

Dabei ist genau an dieser Stelle noch viel Potential verborgen. Die Angebote in Sachen Hörbuch-Streaming sind noch klar ausbaufähig. Audible schön und gut, aber hier bin ich auf ein Hörbuch im Monat beschränkt. Andere Dienste haben beispielsweise ein Kontingent an verfügbaren Stunden pro Monat.

Ergebnisse des Online-Audio-Monitor 2019

Die Ergebnisse dieser Studie gibt es unter diesem Link.

Wo bleibt also das Netflix für Hörbücher?

Aber wo ist das Netflix für Hörbücher? Unbegrenztes Streaming sämtlicher Verlage für den gewohnten Zehner im Monat? Spotify ist als Anlaufstelle zumindest schon ordentlich, aber das Angebot ist beschränkt und zu unübersichtlich, wenn man den Katalog an verfügbaren Titeln durchsuchen will.

Die Tendenz bei der Nutzung von Medien in Deutschland zeigt deutlich, dass Audio-Streaming weiter wächst und seine Möglichkeiten noch längst nicht ausgereizt hat. Dieser Trend wird 2020 nur stärker werden.

Also, liebe Verlage, haltet euch ran. Schließt euch zusammen und entwickelt ein Online-Angebot, das einfach zu bedienen ist, ein großes Angebot bietet und trotzdem einen attraktiven Preis hat.

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