Michail Bulgakow – Die verfluchten Eier
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In Die verfluchten Eier erzählt Michail Bulgakow ein groteskes Science Fiction Szenario im Russland der 20er Jahre.
Die absurd klingende Kurzbeschreibung hat mich dazu gebracht, dieses Buch Teil meiner 100-Bücher-Liste sein zu lassen. Es hat nicht enttäuscht.

Es ist das Jahr 1928, als in der Sowjetunion zwei folgenschwere Ereignisse zusammentreffen:

Zum einen entdeckt der Professor für Zoologie, Wladimir Ipatjewitsch Pfirsichow, einen mysteriösen Strahl, der alle Dinge wachsen lässt. Die von ihm untersuchten Frösche wachsen ungewöhnlich schnell heran. Und mindestens genauso schnell verbreitet sich die Entdeckung des Strahls in ganz Moskau. (Muss man extra erwähnen, dass dieser sagenhafte Wachstumsstrahl natürlich rot ist?)

Das andere bedeutende Ereignis, das zeitgleich auftritt, ist eine mysteriöse Hühnerseuche, die die ganze Sowjetunion heimsucht. (Seltsamerweise stoppt die Seuche an der Landesgrenze) Alle Hühner des Landes werden dahingerafft.

Eier, wir brauchen verhängnisvolle Eier

Obwohl Hühner keineswegs in sein Fachgebiet fallen, wird Pfirsichow in die neu gegründete „Sonderkommission zum Kampf gegen die Hühnerseuche“ beordert, die aber bald zur „Sonderkommission zur Wiederbelebung und Förderung der Hühnerzucht“ umbenannt werden muss, denn alle Hühner des Landes sind tot.

Natürlich verbinden sich beide Ereignisse. Eines Tages steht in Pfirsichows Büro der Leiter eines staatlichen Versuchsprojekts, der den passenden Namen Alexander Vluch (Ein Wortspiel mit dem Buchtitel) trägt. Vluch beschlagnahmt Pfirsichows Wachstumsstrahl und will ihn zur Rettung der Hühnerzucht einsetzen.

Die Proteste des Professors, der den Strahl lieber erst noch langsam und vorsichtig untersuchen will, bleiben fruchtlos.
Auf einem abgeschiedenen Hof bestrahlt Vluch eine Kiste mit Eiern. Ab hier geht alles schief. Monströse Kreaturen, gegen die die Armee hilflos ist, schicken sich an, Moskau zu erobern.

Während Vluch meinte, Hühnereier zu bestrahlen, wurden beim Transport zwei Kisten mit Eiern vertauscht. Was Vluch tatsächlich bekommen hat, war ein fataler Mix aus Straußen-, Schlangen- und Krokodileiern, die zu Untersuchungszwecken an Pfirsichow gehen sollten.

Zehn Meter lange Schlagen und gigantische Krokodile sind kurz davor, Moskau heimzusuchen, als die eine russische Geheimwaffe eiskalt zuschlägt, die damals schon Napoleon stoppen konnte.

Michail Bulgakow – Die verfluchten Eier

Science Fiction und Satire – Vögel mit Riesenwuchs

Bulgakows Buch ist beides, Science Fiction im Stil von H. G. Wells und Satire. 1925 geschrieben erzählt es ein absurdes Zukunftsszenario. Die groteske Idee hinter dem Plot war es, wegen der ich das Buch lesen wollte.

Es hat drei, vier Seiten gedauert, bis ich mich an den Sprachstil gewöhnt hatte, der anfangs noch etwas altmodisch-sperrig wirkte, danach aber kein Problem darstellte.
Der Plot bewegt sich sehr schnell und zum Teil etwas sprunghaft, was für hohes Tempo und viel Action sorgt, manchmal aber auch dazu führte, dass ich kurz unterbrechen und ein paar Fäden verbinden musste.
Generell bereiten mir die vielen russischen Namen, ganz unabhängig von Bulgakow, immer wieder leichte Schwierigkeiten, dem Text zu folgen, sie sind einfach zu ungewohnt.

Der bizarre Plot um den schrulligen Pfirsichow und die Folgen seines Strahls ist wie erwartet sehr amüsant. Die verfluchten Eier ist mit zahlreichen Gags, Anspielungen und Slapstick-Elementen gefüllt.

Die Auflage bei dtv bietet eine gut lesbare Neuübersetzung. Im Nachwort und in den Anmerkungen erklärt der Übersetzer, Alexander Nitzberg, an vielen Stellen, wie er versucht hat, Bulgakows Wortspiele möglichst passend ins Deutsche zu übersetzen. Dazu weist er auf biblisch-mystische Anspielungen Bulgakows hin, die ich in diesem Beitrag außen vor lasse.
Dazu hat der Anmerkungsapparat am Ende einige interessante Informationen zu Begriffserklärungen und historischen Hintergründen, so dass Anspielungen sichtbar werden, die man sonst verpasst hätte.

Gratschowka, Kreis Smolensk. Entdeckt: Ein Huhn, so groß wie ein Hengst, tritt aus wie ein Pferd. Statt des Schwanzes trägt es bourgeoise Damenfedern.

Michail Bulgakow – Die verfluchten Eier

Der Autor: Michail Bulgakow

Michail Bulgakow (1891 – 1940) war ein russischer Autor. Er studierte Medizin und war als Arzt für die Armee tätig, bevor er als Kolumnist und Reporter für mehrere Zeitungen tätig war. In den 20er Jahren begann er außerdem, Prosa zu veröffentlichen, Romane sowie Dramen.

Weil seine Werke bei der politischen Führung nicht gut ankamen, wurden sie ab 1930 nicht mehr veröffentlicht. Er konnte zumindest eine Stelle als Assistent am Theater bekommen. Sein bekanntestes Werk, Der Meister und Margarita wurde erst 1966 veröffentlicht. Häufige Themen seiner Werke sind Satire, der Alltag in der sowjetischen Gesellschaft und grotesker Humor.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Der Meister und Margarita
  • Die weiße Garde

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die verfluchten Eier
  • Autor: Michail Bulgakow
  • Originaltitel: Роковые яйца, Rokowyje jaiza
  • Jahr: 1925
  • Verlag: dtv
  • Seiten: 137
  • Übersetzer: Alexander Nitzberg
  • Gewicht: 163 g
  • ISBN: 9783423144780

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