Robert von Ranke-Graves – Ich, Claudius, Kaiser und Gott
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Dass Claudius Kaiser und Gott wird, war eigentlich nie geplant. Sogar er selbst wollte es nicht, denn trotz seiner Verwandtschaft mit Augustus war er überzeugter Anhänger der römischen Republik. So jedenfalls zeigt ihn uns Robert von Ranke-Graves in seiner fiktiven Autobiografie Ich, Claudius, Kaiser und Gott. Trotz dieser Ausgangslage legt Claudius eine durchaus passable Amtszeit hin – unabhängig davon, dass sein Vorgänger Caligula die Hürden niedrig gelegt hatte. Nur privat läuft es nicht: Die Yellow Press hätte mit Claudius‘ Ehe ihre Freude.

Der Inhalt: Claudius – ein überzeugter Demokrat wird Alleinherrscher

Dieser Roman ist eine fiktive Autobiografie von Tiberius Claudius Drusus Germanicus – dem vierten Kaiser Roms (41 – 54). Auf den ersten Blick war Claudius für diesen Posten alles andere als geeignet: Von Geburt an hinkte und stotterte er, was nicht gerade optimale Voraussetzungen für eine Kandidatur auf irgendwelche politischen Ämter sind. Das sah zumindest seine Familie so, denn sie versuchten, Claudius aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Er selbst fand diese Tatsache nur begrenzt tragisch, denn so konnte er sich in Ruhe der Geschichtsschreibung widmen, einer seiner Leidenschaften.

An der Spitze der Erbschaftslinie stand Claudius nicht. Doch wie das Schicksal so will, spielte ihm der ein oder andere Tod in die Karten – wenn man des so sehen will. Im Jahr 41 wurde Claudius nach dem Tod Caligulas zum Kaiser ausgerufen.

„Laßt mich herunter!“ rief ich wütend. „Laßt mich herunter! Ich will nicht Kaiser werden, ich lehne es ab! Lang lebe die Republik!“
Die Antwort war neues Gelächter. “ Der ist richtig! Der will nicht Kaiser werden! Braver Mann!“

Robert von Ranke-Graves – Ich, Claudius, Kaiser und Gott

Robert von Ranke-Graves präsentiert uns Claudius als jemanden, der selbst nicht unbedingt Kaiser werden wollte. Allerdings sollten wir bedenken, dass es zu dieser Zeit in Rom durchaus noch zum guten Ton gehörte, vorzugeben, dass die Republik mit ihren Gesetzen noch exisitiert. Der Senat und das Amt der Konsuln, sie sind alle noch da. Und natürlich räumt ihnen der Kaiser ihren Platz ein!

Doch ist das wirklich so? Denn Claudius bemerkt schnell, dass so gut wie jeder ihm nur nach dem Mund redet. Ein wirklicher Gegenspieler ist der Senat nicht, sogar Caligulas Pferd Incitatus hat dort noch immer einen Sitz.

Ich dachte, wie in einem Anfall größter Erschlaffung: Warum sollte ich nicht Kaiser werden? Dann kann ich die Leute wenigstens zwingen, meine Bücher zu lesen! Und zu allen Geheimakten werde ich Zutritt haben – welch herrliches Schicksal für einen Historiker! Ich werde es ausnutzen!

Robert von Ranke-Graves – Ich, Claudius, Kaiser und Gott

In Ich, Claudius, Kaiser und Gott, erleben wir Claudius als „den Guten“. Weder seine Machtergreifung noch seine Herrschaft gehört zu seinen eigentlichen Zielen und das obwohl er sich als durchaus fähiger Herrscher erweist. Wir erleben einen Kaiser, der sich der Versuchungen seiner absoluten Macht bewusst ist und versucht, sie zu bekämpfen. Vor allem aber erleben wir einen Kaiser, der von seiner Frau jahrelang manipuliert wird: Wahrscheinlich gibt es niemanden in ganz Rom, den es so sehr zwischen den Beinen juckt wie Messalina. Doch wer würde es wagen, dem Kaiser die Wahrheit über seine Frau zu berichten?

Mein Fazit: Ein spannendes Stück Geschichte – nach kurzem Warmlesen

Vorab: Ich gebe offen zu, dass ich nicht nachgeprüft habe, wie sehr dieser Roman mit der offiziellen Geschichtsschreibung übereinstimmt. So viel möchte ich klarstellen. Doch lesen wir den Test als das, was er ist: Eine fiktive Autobiografie.

Gewöhnen muss man sich vor allem an zwei Dinge: Die Ausdrucksweise und das Druckbild. Ersterer merkt man das Alter der Übersetzung mittlerweile doch ein wenig an, zweiteres ist ein typischer Fall von „wie kriegen wir viel Text auf möglichst wenige Blätter?“ Die Buchstaben sind sehr klein und man sollte von der Lesezeit eines 700-Seiten-Schinkens ausgehen.

Beides ist gut zu wissen, sollte aber niemanden mit Interesse an Geschichte am Ende davon abhalten, dieses Buch zu lesen. Ist man erst einmal im Fluss, ist Ich, Claudius, Kaiser und Gott, ein lebendiger historischer Roman. Als eben solchen und nicht als wissenschaftliche Geschichtsschreibung sollten wir den Text behandeln, auch wenn die Ich-Form letzteres suggeriert.

Ich selbst fand das Buch lesenswert, denn es bietet ein lebendiges Bild eines der Kaiser, die weniger bekannt und schillernd sind als es etwa ein Augustus oder Nero sind. Der Roman inszeniert eine kurze Zeitspanne sehr aufschlussreich und unterhaltsam und empfiehlt sich deshalb für alle, die ein Interesse an (römischer) Geschichte haben.

Der Autor: Robert von Ranke-Graves

Robert von Ranke-Graves © (Public domain, Wikimedia Commons)
Robert von Ranke-Graves © (Public domain, Wikimedia Commons)

Robert von Ranke-Graves (1895 – 1985) war ein britischer Autor. Der Namensteil „von Ranke“ wird vor allem in Deutschland verwendet, in seiner englischen Heimat kennt man ihn als Robert Graves. Er kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg, danach studierte er Literaturwissenschaft, was er später als Professor unterrichtete.

Mit I, Claudius landete er einen großen Erfolg, das Buch wurde bald verfilmt. Neben England wohnte von Ranke-Graves außerdem mehrere Jahre auf Mallorca. In seinen über 140 Werken behandelt er autobiographische, historische und mythologische Themen.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Die weiße Göttin
  • Count Belisarius
  • Das kühle Netz

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Ich, Claudius, Kaiser und Gott
  • Autor: Robert von Ranke-Graves
  • Originaltitel: I, Claudius & Claudius the God
  • Jahr: 1934
  • Verlag: List
  • Seiten: 352
  • Übersetzer: Hans Rothe
  • Gewicht: 349 g
  • ISBN: 9783548609133

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