Fitz Chivalric Weitseher ist zurück. Gegen seinen Willen zwar, doch er ist zurück und mit ihm auch Nachtauge und der Narr. Eine gute Nachricht für die sechs Provinzen, denn diesen und ihrem Thronerben, Prinz Pflichtgetreu, droht Jahre nach den Korsarenkriegen erneut große Gefahr. Das Erbe der Weitseher ist die zweite der bisher drei Weitseher-Trilogien von Robin Hobb und – so viel sei vorab gesagt – sie hat mich mindestens genauso in den Bann gezogen wie die erste.
Inhalt: Vorruhestand? Ist nicht, lieber Fitz.
Seit Fitz Chivalric Weitseher an der Seite von Prinz Veritas die sechs Provinzen vor den roten Korsaren gerettet hat, sind einige Jahre vergangen. Heute lebt er zusammen mit seinem alternden Wolf Nachtauge in einer kleinen Hütte in der Anonymität. Die beiden haben den Waisenjungen Harm als Ziehsohn aufgenommen, ansonsten führen sie abgesehen von den Besuchen Merles ein ruhiges Leben.
Dieses ruhige Leben gerät in Bewegung als eines Tages ein alter Bekannter vor der Tür steht: Es ist der „weiße Prophet“, uns Lesern besser bekannt als der Narr, oder auch – wie er sich mittlerweile am Hof nennt – Fürst Leuenfarb. Der weiße Prophet braucht seinen Katalysten, denn den sechs Provinzen droht erneut Gefahr – Fitz soll aus seinem Ruhestand zurückkehren.
Natürlich erreicht der Narr sein Ziel, denn eine ganze Trilogie über Fitz‘ Vorruhestand wäre etwas arg langweilig. Und so kehr er, getarnt als „Tom Dachsenbless“ an den Hof von Bocksburg zurück.
Dort hat sich mittlerweile einiges verändert: Chade ist in die Öffentlichkeit getreten und dient als umtriebiger Kanzler der Königin Kettriken und deren Sohn, Prinz Pflichtgetreu. In unserem Jungen Prinzen regen sich nicht nur die Gabe und die alte Macht, sondern auch die Pubertät. Eigentlich soll er bald verheiratet werden, um die Provinzen durch ein Bündnis zu stärken. Doch jetzt ist er verschwunden und wer muss ihn suchen? Genau, Fitz.
Und so beginnt eine Trilogie, in der neben einem pubertierenden Prinzen auch noch einiges anderes auf Fitz wartet: Eine ebenso starrsinnige Braut, höfische Intrigen, Assassinen, Propheten, Drachen und oben drauf ziemlich kalte Füße. Kein einfaches Leben!
Meine Meinung zur „Das Erbe der Weitseher“-Trilogie
Robin Hobb schafft hier etwas seltenes: Das Erbe der Weitseher steht der Vorgänger-Trilogie in keiner Weise nach. Ich würde sogar sagen, dass diese Trilogie noch ein kleines Stück besser ist.
Von Beginn an bin ich schnell wieder ein die Welt der sechs Provinzen hineingekommen, ohne dass ich dabei das Gefühl hatte, dass hier das früher Geschehene gewollt und künstlich wiedergekäut wird. Fitz, Nachtauge, Merle und der Narr tauchen früh im Buch auf und schaffen Anknüpfungspunkte, auch wenn sie alle sich verändert haben.
Die neuen wie die alten Charaktere sind schnell wieder Sympathieträger, deren Schicksal mich tatsächlich interessiert hat. Natürlich war es von Beginn an klar, dass Fitz früher oder später aus seinem Exil zurückkehrt und wieder in die Politik des Königreichs verstrickt wird – die Frage war nur, wie.
Die Seelenschiff-Trilogie bereits vor dieser hier gelesen zu haben, ist zwar nicht unbedingt nötig, dennoch würde ich es empfehlen. Nicht nur, dass die Seelenschiff-Handlung chronologisch vor Das Erbe der Weitseher angesiedelt ist, es gibt zahlreiche Anspielungen auf das, was dort passiert ist. Insbesondere den Narr versteht man dann um einiges besser.
Wenn es eine Sache gibt, die ich an dieser Trilogie kritisieren kann, dann ist es das Ende. Ich musste hier an den Herr der Ringe denken. Soll heißen, dass noch dem eigentlichen Höhepunkt – der ganz großartig ist – noch ein viel zu langes Ausklingen-Lassen der Geschichte folgt. Es ist zwar ganz nett, dass alle Stränge abgeschlossen werden, aber mir hat es ein gelungenes Ende ein wenig verdorben, denn viel Action passiert hier nicht mehr.
Insgesamt ist Das Erbe der Weitseher aber absolut lesenswert und bestens investierte Zeit. Die Kapitel der circa 3.000 Seiten fliegen geradezu vorbei. Es ist wie bei einer guten Serie, bei der man eine Folge nach der nächsten bingewatchen möchte. Eine klare Empfehlung, an alle, die mal wieder in einer Fantasy-Welt versinken möchten.
Die Bücher und ihre deutschen Titel
Wie schon die erste Weitseher-Trilogie ist auch die zweite in Deutschland bei verschiedenen Verlagen erschienen. Das mag daran liegen, dass Robin Hobb im amerikanischen Raum zwar sehr populär ist, ihr auf dem deutschen Markt der absolute Durchbruch bisher aber verwehrt geblieben ist.
Dementsprechend haben sich im Lauf der Jahre auch drei verschiedene Marketing-Abteilungen an den Romanen versucht. Dabei wurde nicht nur ein jedes Mal das Cover ausgetauscht, sondern leider auch der Titel. Übersichtlicher wird die Sache dadurch nicht.
Interessant ist aber, wie sehr die jeweiligen Titels unterschiedliche Schwerpunkte betonen und jeweils aktuelle Trends beim Marketing von Fantasy-Büchern entsprechen.
Englischer Titel | Aktueller deutscher Titel | Lübbe-Ausgabe (2006/07) |
---|---|---|
Fool’s Errand | Diener der alten Macht | Der lohfarbene Mann |
The golden Fool | Prophet der sechs Provinzen | Der goldene Narr |
Fool’s Fate | Beschützer der Drachen | Der weiße Prophet (Teil 1) Der wahre Drache (Teil 2) |
Die Autorin: Robin Hobb
Robin Hobb (*1952) ist eine amerikanische Autorin. Der Name ist eines ihrer Pseudonyme. Als Schriftstellerin ist sie seit Anfang der 70er aktiv. Unter dem Namen Megan Lindholm schreibt sie zeitgenössische Fantasy, heute vor allem aber als Robin Hobb epische Fantasy.
Nicht alle ihrer Werke wurden ins Deutsche übersetzt. Hierzulande ist sie nach wie vor eine Art Geheimtipp, bekannt sind vor allem die Weitseher-Geschichten. Etwas verwirrend dabei ist, dass sich die Titel der Übersetzungen im Zusammenhang mit Verlagswechseln und Neuauflagen mehrmals änderten.
Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):
- Das Erbe der Weitseher [Trilogie]
- Das Geheimnis der Seelenschiffe [Trilogie]
- Das Kind des Weitsehers [Trilogie]
Daten und Links zum Buch
- Titel: Das Erbe der Weitseher (1) – Diener der alten Macht
- Autorin: Robin Hobb
- Originaltitel: Fool’s Errand
- Jahr: 2001
- Verlag: penhaligon
- Seiten: 896
- Übersetzerin: Eva Bauche-Eppers
- Gewicht: ??? g
- ISBN: 9783764532031
* Affiliate-Link
- Titel: Das Erbe der Weitseher (2) – Prophet der sechs Provinzen
- Autorin: Robin Hobb
- Originaltitel: Golden Fool
- Jahr: 2002
- Verlag: penhaligon
- Seiten: 896
- Übersetzerin: Eva Bauche-Eppers
- Gewicht: ??? g
- ISBN: 9783764532048
* Affiliate-Link