Robin Hobb – Die Gabe der Könige (Weitseher 1)
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Auf Reddit wird Robin Hobb geliebt. Ihre Romane werden in den Himmel gelobt und immer wieder empfohlen. In Deutschland dagegen habe ich diesen Namen noch nie gehört. Woran liegt das? Ich weiß es nicht. Doch ich habe der Frau eine Chance gegeben und mich an den Anfang der Weitseher-Reihe gewagt. So viel vorab: Es hat sich gelohnt. Das hier ist Fantasy mit der man für ein paar Stunden die Welt um sich herum vergessen kann.

Inhalt: Bastard und Wunderkind – Eine maximal klassische Story?

Fitz Chivalric, mittlerweile ein alter Mann, bringt seine Memoiren zu Papier. Es war ein turbulentes Leben als Bastardsohn des Prinzen Chivalric Weitseher, als Assassine und Giftmischer im Dienst des Königshaus und als unverzichtbarer Teil bei der Rettung des Königreichs der sechs Provinzen.

So weit der Rahmen von Die Gabe der Könige. Wir merken von Beginn an, dass wir es mit der vollen Palette an klassischer epischer Fantasy zu tun bekommen: eine Königsfamilie, mysteriöse Bedrohungen, der Außenseiter als Wunderkind, Gut gegen Böse.

Trotzdem lohnt es sich, nicht gleich zu sagen „Hab‘ ich schon zigmal gelesen“, denn Robin Hobb erzählt mit diesem völlig durchschnittlichen Inventar eine überdurchschnittliche Geschichte. Dieses Buch ist Fantasy zum Eintauchen.

Im diesem ersten Teil der Trilogie erfahren wir von Fitz‘ Kindheit, Jugend und seinen Anfängen am Königshof der sechs Provinzen.

Die Geschichte setzt ein als der Junge sechs Jahre alt ist. Er ist der uneheliche Sohn des Thronfolgers Prinz Chivalric und einer Bauerstochter. Bis dahin hat deren Familie ihn aufgezogen, doch ein Kind ist teuer und kann nicht arbeiten. Fitz wird in die Stadt gebracht und den dortigen Soldaten gegeben, sein Vater solle sich doch um ihn kümmern. Zu seinem Glück hat der Junge das Gesicht Chivalrics.

Nun wird er eine Zeit lang von Burrich großgezogen, dem alten treuen Freund Chivalrics. Der Prinz selbst ist verschwunden, Fitz wird ihn nie sehen. Als er älter wird, geschieht das, was mit allen Bastardkindern der Königsfamilie gemacht wird: Er wird in den Dienst des Königshauses gestellt. Fitz soll zum Assassinen ausgebildet werden und sein Leben dem König verschreiben.

Weil Fantasy einen Konflikt braucht, damit der Held Held sein kann, gibt es einen solchen natürlich auch hier: Wie erwähnt ist der eigentliche Thronfolger verschwunden, also ist Prinz Veritas an der Reihe. Doch der übernimmt diese Aufgabe nur ungern, schließlich hat er als Meister der Gabe genug mit den Roten Korsaren zu tun, die die Küste heimsuchen. Die Plünderer bringen eine seltsame Seuche namens „Entfremdung“ mit sich. Als wäre das nicht genug Ärger, hat der jüngste Bruder Edel eigene Ambitionen auf den Thron.

Die Gabe

Die Gabe ist eng mit dem Königshaus der Weitseher verbunden. Die Befähigung dazu muss angeboren sein, danach lässt sie sich auch trainieren. Wer sie beherrscht, kann das Bewusstsein anderer berühren und dessen Gedanken lesen, zum Teil sogar beeinflussen. Eine wertvolle Waffe.

Die alte Macht

Die Alte Macht ist eine uralte Magie, die heute im Volk verpönt ist. Sie wird auch „Tiermagie“ genannt. Sie verleiht einem die Fähigkeit, die Sprache der Tiere zu verstehen. Doch wer zu lange mit einem Tier verbunden ist, soll Gefahr laufen, irgendwann mit diesem zu verschmelzen.

Das Buch und seine deutschen Titel – immer wieder neu

In Deutschland ist das Buch mittlerweile beim dritten Verlag gelandet. Das mag daran liegen, dass Robin Hobb im amerikanischen Raum zwar sehr populär ist, in Deutschland aber aus irgendwelchen Gründen ziemlich unter dem Radar geblieben ist.

Das hat zur Folge, dass sich im Lauf der Jahre auch drei verschiedene Marketing-Abteilungen am Buch versucht haben. Dabei wurde nicht nur ein jedes Mal das Cover ausgetauscht, sondern leider auch der Titel. Der Übersicht hilft das nicht wirklich.

Interessant dabei ist aber, wie sehr die Wahl des Titels unterschiedliche Schwerpunkte betont und jeweils den aktuellen Trend beim Marketing von Fantasy-Büchern spiegelt.

Englischer TitelAktueller deutscher TitelHeyne-Ausgabe (~2010)Lübbe-Ausgabe (~1999)
Assassin’s ApprenticeDie Gabe der KönigeDer WeitseherDer Adept des Assassinen
Royal AssassinDer Bruder des WolfsDer SchattenboteDes Königs Meuchelmörder
Assassin’s QuestDer Erbe der SchattenDer NachtmagierDie Magie des Assassinen
Die verschiedenen Titel der ersten Weitseher-Trilogie von Robin Hobb

Meine Meinung zu Die Gabe der Könige

Robin Hobb hat hier eine Fantasy-Welt geschaffen, wie sie mir schon lange nicht mehr untergekommen ist. Sie schafft genau das, was ich mir von guter Fantasy wünsche: Ich inhaliere die Geschichte und die Geschichte saugt mich in sich hinein. Großartig.

Dabei hat der Roman durchaus ein paar Dinge, die man ihm ankreiden kann. Besonders die Namen der Königsfamilie (Listenreich, Veritas, Edel, Chivalric, Fitz) sind so überdeutlich sprechend, dass es bei allen anderen Autoren unglaublich plump wirken würde.

Für den ein oder anderen mag es auch Anlass zur Kritik sein, dass der Plot im Großen und Ganzen absolut klassisch ist und wenig innovativ. Mir ist das egal, so lange es gut gemacht ist und Spaß macht. Und vor allem der Narr, der in den folgenden Bänden noch wichtiger wird, ist sehr wohl eine ungewöhnliche und innovative Figur.

Das Tempo der Geschichte fühlt sich vor allem im ersten Teil nicht allzu hoch an. Das hat zur Folge, dass die Welt und vor allem die Charaktere sich entfalten können. Generell sind Figuren die große Stärke von Robin Hobb. Es gibt viele Romane, in denen vor allem die äußeren Umstände die Geschichte vorantreiben.

Hier hat das Innenleben der Protagonisten mit allen Selbstzweifeln, Charakterschwächen und Fehlschlüssen großen Einfluss darauf, wie sie sich verhalten. Dadurch sind die Figuren für uns Leser nahbar und geben und Anknüpfungspunkte. Bei allen Talenten, die ein Fitz haben mag, hat er doch auch so viele Schwächen, dass er nie in Gefahr ist, einer jener „zu perfekter“ Helden zu sein.

Wer Fantasy sucht, in der man für ein paar Stunden versinken kann, dem kann ich Robin Hobb also wärmstens ans Herz legen.

Zum Sprecher: Matthias Lühn

An der Performance von Matthias Lühn kann und will ich nichts aussetzen. Wenn ich einem Sprecher über fast 20 Stunden zuhören soll, muss seine Stimme angenehm auf den Ohren klingen. Zumal mit dem Rest der Trilogie noch einige Stunden mehr auf mich warten. Hinter diesen Punkt kann ich bei diesem Hörbuch einen Haken machen. Die wichtigste Hürde ist genommen.

Gefahr lauert immer auch dann, wenn die verschiedenen Figuren mit unterschiedlichen Stimmen gesprochen werden. Es ist leicht, als Mann an der Interpretation einer weiblichen Stimme zu scheitern – das gilt natürlich auch umgekehrt. Matthias Lühns unterschiedliche Stimmen sind zwar zum Teil ein Stück überspitzt, aber nie so, dass es gestört hätte. Dafür sind sie eben dadurch aber auch sofort zu erkennen und einprägsam.

Insgesamt haben wir hier einen Erzähler, dem man gerne zuhört. Die Betonungen und das Tempo sitzen nicht nur, sie passen zur Geschichte. Ich konnte wunderbar in das Hörbuch eintauchen und bis zum Ende dranbleiben ohne irgendwann komplett abzuschweifen. Doch hört selbst in die Hörprobe rein und macht euch ein eigenes Bild.

Hörprobe: Die Gabe der Könige

Die Autorin: Robin Hobb

Robin Hobb (© Robin Hobb)
Robin Hobb (© Robin Hobb)

Robin Hobb (*1952) ist eine amerikanische Autorin. Der Name ist eines ihrer Pseudonyme. Als Schriftstellerin ist sie seit Anfang der 70er aktiv. Unter dem Namen Megan Lindholm schreibt sie zeitgenössische Fantasy, heute vor allem aber als Robin Hobb epische Fantasy.

Nicht alle ihrer Werke wurden ins Deutsche übersetzt. Hierzulande ist sie nach wie vor eine Art Geheimtipp, bekannt sind vor allem die Weitseher-Geschichten. Etwas verwirrend dabei ist, dass sich die Titel der Übersetzungen im Zusammenhang mit Verlagswechseln und Neuauflagen mehrmals änderten.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

  • Das Erbe der Weitseher [Trilogie]

  • Das Geheimnis der Seelenschiffe [Trilogie]
  • Das Kind des Weitsehers [Trilogie]

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die Gabe der Könige
  • Autor: Robin Hobb
  • Originaltitel: Assassin’s Apprentice
  • Übersetzerin: Eva Bauche-Eppers
  • Jahr: 1995
  • Aufnahme: 2016
  • Verlag: Ronin Hörverlag
  • Sprecher: Matthias Lühn
  • Dauer: 18h 45m
  • Umsetzung: Ungekürzte Lesung

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Der Ronin Hörverlag hat mir dieses Hörbuch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist davon unberührt.

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