Stephen Fry – Geschichte machen
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Geschichte machen ist ein Szenario alternativer Geschichte. Stephen Fry entwirft eine Welt, in der die Geburt Adolf Hitlers verhindert wurde. Doch wäre die Welt wirklich besser dran? Über einen urkomischen Roman.

Die Story: Ein Historiker und ein Physiker wollen Geschichte machen

Michael Young ist stolz auf sich. Er hat seine Doktorarbeit in Geschichte fertig geschrieben und ist kurz davor, sie abzugeben. Das Thema: Die Kindheit und frühen Jahre Adolf Hitlers. Trotz allem Stress mit seiner Freundin, einer Chemikerin, ist er sehr zufrieden.

Als ihm auf einem Parkplatz einige Blätter der Arbeit aus der Tasche fallen, trifft er den Physikprofessor Leo Zuckermann, der großes Interesse daran zeigt.

Der Rest, der dicke Stoß des edlen Werks ein schließlich Anhängen, Tabellen, Bibliographie, Register und Danksagungen flatterte durch die Lüfte.

Mit krummem Rücken drückte ich die bereits geretteten Seiten an die Brust und stolperte von einem Papierwirbel zum nächsten, klammerte und krallte mich wie eine Silbermöwe daran fest. Jaja, schon gut, ich kann nicht gleichzeitig ein nach Schneeflocken haschendes Kätzchen und eine Silbermöwe gewesen sein.

Stephen Fry – Geschichte machen

Es stellt sich heraus, dass Zuckermann ein deutscher Emigrant ist. Sein Vater war an der Judenvernichtung in Auschwitz beteiligt, deshalb plagen Leo Schuldgefühle.

Professor Zuckermann hat eine Maschine entwickelt, die es möglich macht, die Vergangenheit zu betrachten (so ähnlich wie ein Fernseher). Michael hat eine wahnwitzige Idee: Was wäre, wenn man diese Maschine umbauen würde, so dass man mit ihr auch in die Vergangenheit senden kann? Seine Freundin hat eine revolutionäre Unfruchtbarkeitspille für Männer entwickelt, die man die Wasserversorgung von Braunau am Inn im späten 19. Jahrhunderts senden könnte.

Es funktioniert tatsächlich. Michael und Leo machen den Vater Adolf Hitlers unfruchtbar! Sie verhindern Hitlers Geburt und verändern so den Lauf der Geschichte für immer.

Es gibt einen Knall. Michael wacht verwirrt auf und findet sich plötzlich in Amerika wieder. Langsam begreift er: Hitler wurde nie geboren, er befindet sich in einer neuen Realität, in der er sich zurechtfinden muss. Die letzten Jahrzehnte der Geschichte sind ganz anders verlaufen, als er sie kennt. Ist die Geschichte nun tatsächlich besser? Warum ist er in Amerika, statt in Europa? Niemand hat den Namen Hitler je gehört, doch wer ist Rudolf Gloder?

Meine Meinung: Ein unterhaltsames alternative history Szenario

Geschichte machen ist ein urkomisches Szenario von alternative History. Mit typisch britischem Humor und vielen bissigen Bemerkungen zum Akademikerdasein entwickelt Stephen Fry eine Welt, in der Hitler nie geboren wurde. Doch wäre wirklich alles besser? Hier findet sich die geschichtswissenschaftliche Frage nach der Bedeutung von Einzelpersonen verglichen mit der Bedeutung von Systemen und Strukturen. Vielleicht hätte statt Hitler jemand anderes dessen Platz in der Geschichte eingenommen. Vielleicht wäre diese Person ein besserer, vielleicht auch ein noch schlechterer Mensch gewesen. Wie sehr kann man den Lauf der Zeit wirklich ändern?

Die Hauptfigur, Michael Young, ist ein Tollpatsch und ein Großmaul. Immer wieder muss er sich aus der Affäre ziehen, besonders als er mit scheinbarem Gedächtnisverlust in einer ihm fremden Realität aufwacht. Er muss begreifen, dass seine Erinnerungen hier falsch und bloße Fantasie sind. Filme, Bücher, Musik und eben Geschichte wie er sie kennt, hat es hier nie gegeben, sie machen ihn sogar verdächtig.

Das absurde – aber gleichzeitig tatsächlich gut vorstellbare – Szenario alternativer Geschichte und der bunte Protagonist sorgen dafür, dass das Buch von Anfang bis Ende voller Witz ist. Der Roman ist sehr unterhaltsam und lässt sich flüssig lesen.

Die ganze Geschichte hab ich satt.
Geschichte nervt.
Sie nervt einfach.

Stephen Fry – Geschichte machen

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Geschichte machen
  • Autor: Stephen Fry
  • Originaltitel: Making History
  • Jahr: 1996
  • Verlag: Aufbau
  • Seiten: 497
  • Übersetzer: Ulrich Blumenbach
  • Gewicht: 352 g
  • ISBN: 9783458350156

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