Den Hörer von Heroes erwartet genau das, was der Titel verspricht: Stephen Fry erzählt die klassischen Sagen griechischer Helden neu. Bereits in Mythos hat er damit begonnen, dieses Buch ist also Band 2 der Reihe seiner Nacherzählungen der antiken Mythologie.
Worum geht es? Die Sagen der großen griechischen Helden
Anders als im Vorgänger haben wir es in Heroes nicht mit vielen kurzen Erzählungen zu tun, in denen Sterbliche und Götter aufeinandertreffen. Hier treffen wir die „ganz großen“ Namen, hinter denen längere Sagen stecken. Die Geschichten folgender Helden hat Stephen Fry ausgewählt:
- Perseus: Sohn des Zeus, Bezwinger der Medusa
- Herakles: Ein weiterer Zeussohn, seine Stärke ist legendär, sein Leben tragisch – Die Geschichte seiner 12 Arbeiten
- Bellerophon: Reiter des Pegasus, Bezwinger der Chimära
- Orpheus: Der legendäre Sänger, der seiner Frau Eurydike in die Unterwelt folgt
- Iason: Anführer der Argonauten, Räuber des goldenen Vließ
- Atalanta: Die jungfräuliche Jägerin, die den kalydonischen Eber erlegt
- Oedipus: Klug, aber mit einem tragischen Schicksal verflucht – tötet seinen Vater, heiratet seine Mutter
- Theseus: Der „Herakles Athens“ – bezwingt den Minotaurus und unzählige andere Monster, Gründer der Athener Demokratie
Und was ist nun mit Odysseus und all den Helden der Ilias? Schon im Oktober 2020 erscheint mit Troy der dritte Band von Stephen Frys Mythen-Serie auf Englisch. Es wäre nur logisch, wenn der vierte Band dann irgendwann die Ilias ist.
Meine Meinung zu Heroes
Die griechischen Heldensagen sind uralt und Stephen Fry ist nicht der erste, der sie erzählt. Tausende, wenn nicht sogar zigtausende vor ihm haben es schon getan. Warum also seine Fassung lesen – oder besser, hören?
Weil er es einfach gut macht. Alte Geschichten kann man ganz unterschiedlich neu erzählen. Fry streut eine Prise britischen Humor in den Topf der alten Stoffen. Nicht zu viel, nicht zu wenig, gerade so, dass der Geschmack davon immer wieder am Gaumen kitzelt. Er bleibt nahe genug am klassischen Rezept, so dass man weiß, was man bekommt, wenn er Herakles, Theseus & Co serviert. Doch seine eigene Note frischt die alte Tradition auf.
Alte Sagen sind generell gut für Hörbücher geeignet. Schließlich wurde in der Antike auch mehr erzählt als gelesen. Mit der Hörbuchfassung macht ihr sicher nichts falsch. Ich empfehle die englische Version. Warum? Wegen des Sprechers.
Zum Sprecher: Stephen Fry selbst
Ohne Frage ist Stephen Fry ein großartiger Hörbuch-Sprecher. Man muss es beinahe schade finden, dass er nicht auch deutsche Hörbücher liest. Aber das ist nun mal nicht der Fall und so kommen nur diejenigen, deren Englisch gut genug ist, in den Genuss, von ihm vorgelesen zu bekommen. Zumindest dürfte das heute eh die Mehrheit sein.
Dem Vortrag merkt man an, dass Fry als Sprecher ein absoluter Profi ist. Nicht ohne Grund hat man ihn für die Harry Potter-Reihe und die Sherlock-Holmes-Gesamtausgabe ausgewählt. Er variiert Stimmhöhe und Sprechtempo so, dass man nie müde wird, ihm zuzuhören. Auch die Pausen sitzen an der richtigen Stelle, um keinen Witz im Text durch falsches Timing zu zerstören. Wer keine Angst vor englischen Hörbüchern hat, sollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen.
Der Autor: Stephen Fry
Stephen Fry (*1957) ist ein englischer Autor, Moderator und Komiker. Auch wenn er vor seinem Schulabschluss schon ins Gefängnis musste, studierte er letzten Endes in Cambridge englische Literatur. Danach begann er seine Karriere als Komiker beim britischen Fernsehen.
Seinen ersten Roman schrieb er 1991. Dem englischsprachigen Publikum ist er auch als Sprecher zahlreicher Hörbücher bekannt, unter anderem der Harry-Potter-Reihe. Bestandteile seiner eigenen Werke sind Komik, Non-Fiction oder in jüngster Zeit antike Mythologie.
Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):
[…] Griechische Sagen (nacherzählt)Stephen FryZum Review […]
Das Hörbuch hat mir auch sehr gut gefallen. Stephen Fry ist wirklich ein grandioser Sprecher.