H. G. Wells – Die Insel des Dr. Moreau
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Die Insel des Dr. Moreau ist einer der vielen Science-Fiction Klassiker von H.G. Wells. Das Buch erzählt die Geschichte eines Schiffbrüchigen, der auf einer unbekannten Insel strandet, auf der ein genialer Doktor Experimente an Tieren durchführt. Das Eiland wird von seltsamen Mischwesen bevölkert, der Aufenthalt dort wird zum Horror-Abenteuer. Lässt sich das Buch auch heute noch lesen, oder ist das Wissenschafts-Szenario komplett veraltet?

Inhalt: Das Geheimlabor auf der Insel des Dr. Moreau

Die Erzählung ist in den Rahmen einer Herausgeberfiktion gebettet: Charles Prendick findet alte Aufzeichnungen seines Onkels Edward, in denen er von seinen Erlebnissen auf der Insel des Dr. Moreau berichtet.

Dieser Edward Prendick erleidet im Südpazifik mit der Lady Vain Schiffbruch. Das Glück will es, dass er als einziger überlebt und von einem Schiff aufgelesen wird. Die Ladung des Schiffs erscheint Prendick seltsam, es handelt sich um lauter verschiedene Tiere. Ebenfalls auf dem Schiff befindet sich Montgomery, für den Prendick sich schnell interessiert. Als das Schiff die Insel erreicht, auf der Montgomery arbeitet, setzt der Kapitän des Schiffes Prendick dort aus.

Auf diese Weise kommt Prendick auf die Insel des Dr. Moreau. Auch den Doktor selbst lernt er bald kennen. Prendick kommt bald dahinter, dass auf der Insel seltsame Dinge vor sich gehen. Montgomery und Moreau verheimlichen ihm etwas. Prendick kommt dahinter, dass die Experimente des Doktors im Bereich der Vivisektion stattfinden. Er nimmt also Eingriffe an lebenden Organismen vor. Das erklärt die seltsamen Gestalten, die Prendick auf der Insel gesehen hat. Mischwesen aus Mensch und Tier.

Natürlich gerät Prendick ob dieser Entdeckung in Panik – er vermutet, dass er selbst zum nächsten Opfer Moreaus werden und in ein Tier umoperiert werden soll. Er versucht zu fliehen und lernt dabei die Bewohner der Insel kennen.

Doch Moreau überzeugt ihn, dass es ganz anders sei, er versuche nicht Menschen in Tiere, sondern Tiere in Menschen zu operieren. Nur leider gäbe es dabei noch Probleme. Der Arzt ist also keineswegs ein verrückter Wissenschaftler, sondern durchgehend rational. Nur das Gebiet seiner Forschung ist… ungewöhnlich.

Die menschliche Gestalt kann ich jetzt beinahe mit Leichtigkeit formen, so daß sie geschmeiddig und anmutig ist oder derb und stark; […] Aber meine Hauptschwierigkeit liegt in der subtile Veredlung und Umbildung des Gehirns. Die Intelligenz ist oft merkwürdig niedrigg, und sie weist unerkklärliche, unerwartete Lücken auf. Am schlimmsten ergeht es mir jedoch mit dem Sitz der Gefühle.

H.G. Wells – Die Insel des Dr. Moreau

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis bei dieser Art der Forschung etwas schiefgeht. Moreau wird getötet und die Insel verliert die Person, die alles zusammenhält. Ohne den Doktor gibt es kein Gesetz und keine Ordnung. Die Tiermenschen entwickeln sich immer mehr zurück zum Tier. Die Jagd beginnt. Prendick und Montgomery schweben in Lebensgefahr.

Doch wie flieht man von einer unbekannten Insel mitten in der Südsee?

Drei wichtige Motive der Geschichte

Vivisektion

Vivisektion ist ein Eingriff an lebenden Organismen zu Zwecken der Forschung. Um seine Forschung ungestört durchführen zu können, ist Dr. Moreau auf eine Insel geflohen.

Moreaus Ziel ist es, Tiere in vollwertige Menschen zu transformieren. Doch Mensch und Bestie unterscheidet mehr als ein Körper.

Natur vs. Gesetz

Die Gesellschaft der Insel bleibt nur so lange stabil, wie Dr. Moreau als Oberherr das Gesetz erschaffen und aufrecht erhalten kann. Die Tiermenschen lernen es durch Wiederholung und Strafe.

Ohne Dr. Moreau werden die Tiere wieder zu wilden Bestien, die ohne die künstliche Grenze des Gesetzes handeln.

Ethik

Dr. Moreau sagt, er sei durch viele Jahre Studium so gewissenlos geworden, wie es die Natur selbst sei. Wer sie erforschen wolle, müsse amoralisch handeln können.

Ethik und Moral sind für ihn nur künstliche Grenzen. Doch wie weit darf die Wissenschaft gehen?

Montgomery sagte mir, das Gesetz erfahre, besonders unter den katzenartigen Tiermenschen, mit Einbruch der Nacht eine merkwürdige Schwächung; dann sei das Tier am stärksten; mit der Dämmerung entstünde ein Abenteuergeist in ihnen; sie wagten Dinge, von denen sie am Tage nie zu träumen schienen.

H.G. Wells – Die Insel des Dr. Moreau

Meine Meinung: Ein Science-Fiction Klassiker mit Thriller-Qualitäten

Die Insel des Dr. Moreau ist ein spannender und unterhaltsamer Roman. Wie auch z.B. Frankenstein greift Wells das Thema des künstlichen Menschen auf. Der Roman spielt im Jahr 1887, zu einer Zeit also, in der riesiger Forscherdrang herrschte. Der Optimismus nach dem Motto „alles ist möglich“ wird in der Forschung des Dr. Moreau ins Extreme gesteigert. Sogar aus Tieren Menschen zu machen scheint möglich.

Doch anders als Frankenstein, das hier und da etwas altbacken daherkommt, wirkt die Atmosphäre in Die Insel des Dr. Moreau tatsächlich bedrohlich. Das kommt vor allem durch das Bedrohungsszenario und die Angst Prendicks um das eigene Leben. Ein Thriller könnte kaum mehr Spannung erzeugen als diese Jagd.

Denkt man an das Thema Gentechnik, kann man sich fragen, ob Wells‘ Roman, der zurecht ein Klassiker der schaurigen Science Fiction Literatur ist, einfach nur seiner Zeit vorraus war. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist durchgehend spannend. Eine klare Empfehlung.

Der Autor: Herbert George Wells

H. G. Wells © Archiv Diogenes Verlag
H. G. Wells © Archiv Diogenes Verlag

Herbert George Wells (1866 – 1946) war ein britischer Autor. Er studierte mehrere naturwissenschaftliche Fächer, unter anderem Biologie, was sich in seinem Werk widerspiegelt. Ab 1893 widmete er sich verstärkt dem Schreiben und wurde durch frühe Erfolge ermutigt.

Er ist vor allem als Pionier des Science-Fiction-Genres bekannt. Er schrieb allerdings auch viele realistische Romane und Sachbücher, die hierzulande relativ unbekannt sind. Häufige Themen seiner Werke sind die Wissenschaften oder die technische Entwicklung, seine späteren Werke dagegen sind stark von politischen Ideen geprägt.

Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):

Daten und Links zum Buch

  • Titel: Die Insel des Dr. Moreau
  • Autor: H. G. Wells
  • Originaltitel: The Island of Dr. Moreau
  • Jahr: 1896
  • Verlag: dtv
  • Seiten: 192
  • Übersetzerin: Christine Mrowietz
  • Gewicht: 190 g
  • ISBN: 9783423140737

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