Der Name des Windes ist der erste Band der dreiteiligen Königsmörder-Chronik von Patrick Rothfuss. Für den amerikanischen Raum entstand schon 2017 eine „10th Anniversary Deluxe Edition“. Nun bekommen wir auch in Deutschland eine illustrierte Ausgabe. Interessanterweise sind die Illustrationen andere, die europäische Version ist von Marc Simonetti gestaltet. Ich habe vor einiger Zeit schon einen Beitrag zur Hörbuch-Version des Romans geschrieben, doch weil mich die Geschichte damals so begeistert hat, war klar, dass ich diese Luxus-Sonderausgabe haben muss.
Hinweis: Ich habe das Buch vom Verlag als Rezensionsexemplar bekommen. Auf meine Bewertung hat das keinen Einfluss.
Die Legende von Kvothe
Die Geschichte beginnt in einem Wirtshaus, weit abgeschieden im Nirgendwo und ohne viel Kontakt zur Außenwelt. Der Wirt, ein rothaariger Mann namens Kote, hat die Dorfbewohner als Stammgäste, alle paar Wochen kommt ein Händler durch. Sein Dasein ist ruhig und in der Regel angenehm ereignislos.
Eines Tages betritt ein reisender Schreiber die Bildfläche. Der Fremde ist nicht irgendein Schreiber, er ist Der Chronist und Kote ist der Mann, nachdem er gesucht hat. Besser gesagt: Er hat nach Kvothe gesucht, jener legendären Figur, der vor wenigen Jahren untergetaucht ist. Unzählige Geschichten werden von Kvothe erzählt, mal ist er Held, mal Schurke. Der Chronist kann ihn dazu überzeugen, seine Lebensgeschichte selbst zu erzählen.
Und so erzählt Kvothe. Er erzählt von seiner Kindheit bei fahrenden Schaustellern und seinem ersten Lehrmeister in den Arkanen Künsten. Er erzählt von den Chandrian, die seine Eltern ermorden. Von all den Jahren, die er als Waisenkind auf den Straßen der Stadt Tarbean lebt, bis er schließlich zur Universität zieht, um dort Informationen über die Chandrian zu suchen.
Der junge Kovthe macht sich ein paar Freunde und noch mehr Rivalen. Neben ständigen Geldproblemen ist es vor allem sein Hang, sich anderen überlegen zu fühlen, der ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Doch Kvothe ist ein im Übermaß talentierter Schauspieler, Musiker und Arkanist. Er kann sämtliche Schwierigkeiten überwinden und arbeitet schon früh an seiner Legende.
Seine Nachforschung nach den Chandrian jedoch verläuft zäh. Die einzigen Bücher, in denen sie auftauchen, sind Märchenbücher und generell nimmt ihn niemand an der Universität für voll, wenn er sich mit diesem Thema beschäftigt. Doch irgendwann kommen ihm Gerüchte zu Ohren, von einem Fest, bei dem alle Anwesenden ermordet wurden. Hat er die Fährte der Chandrian gefunden?
Der Name des Windes endet, als es für den Chronisten und Kote Zeit ist, schlafen zu gehen. Es ist der erste von drei Tagen, die Kote/Kvothe braucht, um seine Geschichte zu erzählen. Noch ist er nicht die Figur aus der Legende. Was Kvothe am zweiten Tag erzählt, ist der Inhalt von Die Furcht des Weisen.
Lügt er, übertreibt er, oder sagt er die Wahrheit?
„Ich bin ein Mythos“, sagte Kote leichthin und machte dazu eine dramatische Handbewegung. „Eine ganz besondere Art von Mythos. Ein Mythos, der sich selbst erschafft. Die besten Lügen über mich sind die, die ich selbst in die Welt gesetzt habe.“
Patrick Rothfuss – Der Name des Windes
Wer ist dieser Kote, der dem Chronisten seine Geschichte diktiert? Er ist ein ausgebildeter Schauspieler, mit Erfahrung, sein Publikum zu unterhalten. Er ist jemand, der gelernt hat, sich als Waisenjunge mit Betrügereien durchzuschlagen. Er ist ein Mann, der plötzlich untergetaucht ist und sich jahrelang in dunkles Schweigen gehüllt hat. Er ist ein Erzähler, der ständig darauf anspielt, dass er schon als Student nur allzu gerne Geschichten von sich in Umlauf gebracht hat, die der Wahrheit noch ein klein wenig oben drauf setzen.
Können wir Kote also trauen? Auf keinen Fall können wir das, denn all das schreit geradezu nach einem unzuverlässigen Erzähler. Doch es ist wie so oft: Egal ob die Geschichte wahr ist oder nicht, sie ist so gut, dass es sie es wert ist, erzählt zu werden.
Weitere Illustrationen könnt ihr hier auf der Website von Marc Simonetti sehen.
Die Ausstattung der Luxus-Sonderausgabe – Lohnt sie sich?
Ich kann Der Name des Windes jedem ans Herz legen, der einen richtig schönen Fantasy-Roman zum darin Versinken sucht. Die Geschichte funktioniert einfach und bei aller Kritik am „übertalentierten“ Kvothe, macht sie großen Spaß. Doch dazu habe ich bereits bei meiner Rezension zum Hörbuch geschrieben.
An dieser Stelle hier beschränke ich mich nun darauf, die Luxus-Sonderausgabe zu bewerten. Ist sie ihren stolzen Preis wert?
Die Verarbeitung ist hochwertig und optisch ansprechend. Hier hat der Verlag sehr gute Arbeit geleistet. Das Buch hat zwei Lesebändchen (schwarz und gold) und eine Fadenbindung. Mit gut 2kg Gewicht ist es definitiv aber keines, das man einpackt, um es auf dem Weg zur Arbeit im Zug zu lesen.
Es steckt in einem ebenfalls optisch ansprechenden und stabilen Schuber, in dem als Zugabe ein broschiertes Heft (Kartonumschlag) mit Bonusmaterial zur Welt enthalten ist. Dieses Heft umfasst 40 Seiten und behandelt z.B. Währungssysteme und Aussprachen. Ich finde es gut, dass Bonusmaterial und Buch getrennt sind, schließlich ist es auch so dick genug und man spart sich das Blättern.
Ob man die Illustrationen mag, ist natürlich wie immer eine Frage des Geschmacks. Meinen eigenen treffen sie, sie sind gut gemacht. Leider sind es insgesamt nur 15 Stück, die meisten davon einseitig. Für ein Buch mit 864 Seiten ist das nicht besonders viel, hier hätte ich mir mehr gewünscht und die Geschichte hätte ohne Frage noch Potential für einige mehr geboten.
Wer das Buch bereits kennt und sich als Fan bezeichnen würde, der findet hier also ein tolles Sammlerstück. Ein wenig Potential nach oben wäre aber wie gesagt noch gewesen. Sollte auch der zweite Band der Reihe irgendwann in einer solchen Ausgabe erscheinen, würde ich auch bei diesem wieder zugreifen.
Der Autor: Patrick Rothfuss
Patrick Rothfuss (*1973) ist ein amerikanischer Autor. Er studierte Englisch, was er nach dem Studium an der Universität von Wisconsin auch unterrichtete. 2007 machte ihn sein erstes Buch Der Name des Windes gleich weltweit bekannt.
Er ist Gründer der Hilfsorganisation Worldbuilders. Sein bisheriges Werk umfasst die Fantasy-Roman um den Helden Kvothe. Teil drei der Königsmörder-Chronik wird seit Jahren erwartet.
Verschiedene Titel des Autors (Auswahl):
- Die Musik der Stille
Website: www.patrickrothfuss.com
Daten und Links zum Buch
- Titel: Der Name des Windes
- Autor: Patrick Rothfuss
- Originaltitel: The Name of the Wind
- Jahr: 2007
- Verlag: Hobbit Presse
- Seiten: 864
- Übersetzer: Jochen Schwarzer
- Illustrator: Marc Simonetti
- Gewicht: 1547 g
- ISBN: 9783608962505
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Schöner Artikel über das Buch, ich konnte auch nicht widerstehen und musste die Sonderausgabe kaufen.
Ist bekannt ob Die Furcht des Weisen ebenfalls eine solche Illustrierte Ausgabe bekommt?
Hallo Daniel,
Schön wäre es natürlich, wenn man sich die komplette Reihe als Sonderausgabe ins Regal stellen könnte – aber leider gibt es noch keine Infos, ob es auch für Teil 2 eine geben wird. Zumindest habe ich das gerade erst vor zwei, drei Tagen bei der Hobbit Presse auf Instagram gelesen.
Davon abgesehen: Wenn ich mich für eines entscheiden müsste, Teil 2 als Sonderausgabe oder endlich das Ende der Trilogie… es wäre eine einfache Wahl 😀
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